Anna Maria Mühe

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Emilio Esbardo, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

Anna Maria Mühe wurde 1985 in Berlin als Tochter von Jenny Gröllmann und Ulrich Mühe geboren. Ihre Mutter spielte unter anderem in dem DEFA-Film Ich war neunzehn (1968) mit, während man ihren Vater als Hauptdarsteller aus dem Oscar-Gewinner Das Leben der Anderen (2006) kennt. Ihre Eltern trennten sich, als Anna vier Jahre alt war. Der Ehekrieg der beiden wurde in der Öffentlichkeit ausgetragen und dauerte bis zu Tod von Jenny Gröllmann an. Ulrich Mühe warf seiner Ex-Frau vor, ihn im Auftrag der Staatssicherheit bespitzelt zu haben. Diese erklärte, nie wissentlich mit dem MfS zusammengearbeitet zu haben. Ihre Aussage wurde zwar von einem ehemaligen Stasi-Major gestützt, jedoch standen die Vorwürfe weiterhin im Raum. Anna Maria Mühe äußerte sich dazu nur wenig: „Ich habe beide geliebt und werde niemals öffentlich Schiedsrichter spielen" (Deutsche Welle). Die öffentliche Austragung des Streits sei zudem für alle Beteiligten eine Belastung gewesen: „Ich habe mir oft auferlegt, meine Eltern vor der Außenwelt zu schützen, aber das hätte ich überhaupt nicht schaffen können. Ich kann nur eines machen: anders mit der Presse umgehen“ (Spiegel). 2006 starb ihre Mutter und nicht mal ein Jahr später auch ihr Vater an Krebs. Wie Anna Maria Mühe in einem Brigitte-Interview erklärt, habe dieser Schicksalsschlag tiefe Wunden hinterlassen, mit denen sie nur langsam zu leben gelernt habe (BUNTE).

Nach der Scheidung ihrer Eltern wuchs Anna Maria Mühe bei ihrem Vater in Berlin, Wien und Hamburg auf. Die Familie zog oft um, weshalb es ihr schwerfiel, enge Freundschaften aufrechtzuerhalten. Sie wechselte als Kind achtmal die Schule und brach sie dann letztendlich gegen den Willen ihrer Eltern ab. Sie bereue diese Entscheidung jedoch bis heute nicht und sei glücklich, wie sich alles gefügt habe (Deutsche Welle). Dass sie wie ihre Eltern den Weg zur Schauspielkunst fand, war jedoch Zufall. So wurde sie eines Abends in einem Berliner Lokal von der Autorin und Regisseurin Maria von Heland entdeckt und zu einem Casting eingeladen, über welches sie an ihre erste Hauptrolle für Große Mädchen weinen nicht (2002) kam. Für die Rolle wurde sie für den New Faces Award in der Kategorie „Beste Nachwuchsschauspielerin“ nominiert. Seitdem ist sie in zahlreichen deutschen Filmen zu sehen, darunter in Junges Deutschland (2014), in dem es um Deutschlands Jugend in den Jahren 1910 bis 1989 geht. Für ihre Rolle im ZDF-Fernsehfilm Lotte Jäger und das tote Mädchen (2016), in dem es unter anderem um Prostitution für die Machthaber der DDR und die Machenschaften der Stasi geht, erntete Mühe viel Lob. In dem Krimi Solo für Weiss – Es ist nicht vorbei (2018) kümmert sich Mühe in der Rolle der Zielfahnderin Nora Weiss um einen Fall, dessen Aufklärung sie ebenfalls in die DDR führt.

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ZDF/Oliver Vaccaro

​​​​​​Anna Maria Mühe in Deckname Luna (2012)

Im Laufe ihrer Karriere erhielt Mühe viele Auszeichnungen, darunter 2006 die Goldene Kamera als „Beste Nachwuchsschauspielerin“ und 2016 den Bambi in der Kategorie „Schauspielerin National“. Einer ihrer größten Erfolge war die Hauptrolle in Novemberkind (2008), für die sie den Nachwuchsdarstellerpreis des Filmkunstfestes Mecklenburg-Vorpommern und eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis als „Beste Hauptdarstellerin“ erhielt. In dem Film spielt Mühe die Anfang 20-jährige Inga, die sich auf die Suche nach ihrer für tot geglaubten Mutter macht. Diese sei kurz nach ihrer Geburt aus der DDR geflohen. Der Film behandelt die Nachwirkungen der DDR am Beispiel dieses Schicksals und erntete dafür viel Lob und mehrere Auszeichnungen. Obwohl Mühe in vielen Filmen mit DDR-Bezug mitwirkte, betont sie, dass dies nichts mit ihrer eigenen Vergangenheit zu tun hat. „Durch meine Eltern wird die DDR sehr oft mit mir in Verbindung gebracht, ich selber habe aber gar keine Erinnerungen, war erst vier Jahre alt als die Mauer fiel, und bin dann im tiefsten Westen aufgewachsen. Da wird also etwas mit mir assoziiert, was zu meinem Selbstbild gar nicht gehört“ (Spiegel). Sie könne sich lediglich an die Wohnung erinnern, in der sie aufwuchs, nicht aber an die DDR selbst. Auch von ihren Eltern habe sie nicht viel über die DDR erfahren, was sie heute sehr bedauert. (Spiegel).

2002 lernte Mühe bei Dreharbeiten den Regisseur Timon Modersohn kennen, mit dem sie seit 2012 eine Tochter hat. Die beiden trennten sich Anfang 2016. In einem Interview verrät sie: „Meine Tochter hat mir einfach einen unglaublichen Lebenssinn gegeben, sie hat mein Leben lebenswerter gemacht. Ich liebe es, dass der Beruf nicht mehr an erster Stelle steht, sondern jetzt die Familie.“ (BUNTE).

Empfohlene Zitierweise

Anna Maria Mühe. In: Daria Gordeeva, Michael Meyen (Hrsg.): DDR im Film 2023, https://ddr-im-film.de/index.php/de/akteur/muehe