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ZDF/[m]Albert Bauer Companies; Foto Tobias Schult

Honigfrauen

Kurzinformationen

Filmdaten

Titel
Honigfrauen
Erscheinungsjahr
2017
Produktionsland
Originalsprachen
Länge
264 Minuten

Kurzbeschreibung

Im Sommer 1986 erhalten die Erfurter Schwestern Catrin und Maja die Reiseerlaubnis und machen sich auf den Weg zu ihrem ersten Urlaub an den Plattensee nach Ungarn. Voller Hoffnung auf ein unbeschwertes Leben, Sonne und Freiheit stehen sie jedoch bald unter der Beobachtung der Stasi.

Schlagworte

Zeit

Entstehungskontext

Beteiligte

Regie

Der Regisseur Ben Verbong, der 1949 geboren wurde, ist Niederländer und insofern nicht direkt von deutsch-deutscher Geschichte betroffen. Seit 1997 arbeitet Verbong in Deutschland und inszenierte bereits sechs deutsche Kinofilme. Mit Honigfrauen greift Verbong zum ersten Mal in seiner Regielaufbahn das Thema DDR auf. Auf seiner Website www.benverbong.de schrieb der Regisseur, dass für ihn die Herausforderung bei der Produktion darin bestand, eine dramatische Geschichte mit so vielen Figuren und Beziehungen sowohl realistisch als auch mit Leichtigkeit zu erzählen. Ferner gesteht er: „Liebe und Verrat in einer Urlaubskulisse, wobei Tiefe und Ironie sich ständig abwechseln – das über drei Filme hinweg stringent in der Inszenierung und im Stil umzusetzen, war schon ein Balanceakt.”

Drehbuch

Christoph Silber wurde 1971 in Ost-Berlin geboren und lebt seit 2008 überwiegend in den USA. Im Filmgeschäft ist er neben seiner Arbeit an deutsch- und englischsprachigen Drehbüchern auch als Produzent und Regisseur in Erscheinung getreten. Christoph Silber verbrachte seine jungen Jahre in Ostberlin und arbeitete 2003 am Drehbuch des Films Good Bye, Lenin! mit.

Natalie Scharf ist eine deutsche Drehbuchautorin und Filmproduzentin und wurde 1977 in Wasserburg am Inn geboren. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie in Westdeutschland. In einem Interview mit Meedia erzählt Scharf: Mein Vater war Sudeten-Deutscher, genauso wie meine verstorbene Tante. Bei ihrer Flucht aus Tschechien trennten sich ihre Wege. Mein Vater studierte in Westdeutschland Medizin, meine Tante lebte dann mit meiner Großmutter im ostdeutschen Thüringen. Und so habe ich viele Familienfeste in der DDR verbracht. Meine Familie war also auch durch die Mauer getrennt.‘‘ Seit 2001 arbeitet sie auch fürs Fernsehen als Drehbuchautorin und Produzentin. In diesem Interview erzählte Natalie Scharf über Honigfrauen: „Ich wollte nicht die neunte DDR-Geschichte machen, sondern diese paradiesische Kulisse nehmen und subtil vom Bösen erzählen. Mir gefiel dieser Bruch zwischen Reisekatalog-Idylle und dem heranziehenden Sturm. Und eben die Entwicklung der Protagonisten, die zu Beginn noch total auf DDR-Linie sind – und später mit dem Protest der Republikflüchtlinge konfrontiert werden. Dieser Sturm, das Aufziehen der dunklen Wolken, hat mich sehr gereizt“.

Produktion

Die Seven Dogs Filmproduktion produzierte Honigfrauen im Auftrag des ZDF. Seven Dogs Filmproduktion wurde am 06.07.2020 per E-Mail für weitere Informationen kontaktiert, da die Internetrecherche leider wenig Informationen über die Produktion darlegt.

Finanzierung

Honigfrauen wurde durch das ZDF in Auftrag gegeben und durch Hungarian Film Incentive gefördert. Auf Anfrage teilte das ZDF-Team mit, dass der Service Produzent ein Tax Rebate in Höhe von € 852.151 Euro erhalten hat.

Werbung

Vor der Erstausstrahlung auf ZDF am Sonntag, den 23. April 2017, machten der Spiegel, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, der Stern, das Presseportal, die Goldene Kamera und weitere Medien auf den Film aufmerksam. Darüber hinaus können alle Folgen, der Trailer, die Fotostrecke sowie die Interviews mit den Schauspieler*innen, dem Regisseur, den Masken-, Kostüm- und Szenenbildner*innen in der ZDF-Mediathek abgerufen werden. Die ZDF-Hauptredaktionsleiterin Fernsehfilm/Serie II Heike Hempel sagte gegenüber dem Presseportal: „Der enorme Erfolg der Honigfrauen in der ZDF-Mediathek zeigt sehr deutlich, dass wir mit einer solchen Familiengeschichte, die aus einer jüngeren Perspektive erzählt wird, unterschiedliche Generationen erreichen und, dass seriell erzählte Geschichten nicht unbedingt aus Amerika kommen müssen, um im Netz ihr Publikum zu finden. Als Ausspielweg für die Online-Affinen und für alle, die eine gute Geschichte gerne am Stück erleben wollen, ist die ZDF-Mediathek längst ein selbstverständliches und immer wichtigeres Angebot." Auf dem Filmplakat (Abb. 1) sind, in der oberen Hälfte, die zwei Schwestern Maja und Catrin zu sehen, die sich an die Straße stellen und ein Pappschild mit ihrem Reiseziel halten. In der unteren Hälfte des Plakats stehen sich die Eltern an ihrem Trabant gegenüber, während Catrin und Maja nochmals, auf ihrem Fahrrad fahrend, eingeblendet werden.

Filminhalt

Handlung

Im Sommer 1986 planen die Erfurter Schwestern Catrin und Maja Streesemann zum Balaton in Ungarn zu reisen und dort drei Wochen Urlaub zu machen. Voller Vorfreude beschließen sie, zum Campingplatz am Plattensee zu trampen, und lernen so bei einem Zwischenstopp den Hotelbesitzer Tamás kennen, in den sich beide Schwestern verlieben. Als Catrins leiblicher Vater Erik Mutter Kirsten am Telefon mitteilt, dass er zum Plattensee gefahren ist, um den Kontakt zu seiner Tochter zu suchen, fürchtet sie, dass ihr langjähriges Geheimnis enthüllt wird. Um eine Begegnung zwischen Erik und Catrin zu verhindern entschließt sich Kirsten dazu, ihren Töchtern zum Balaton zu folgen. Während Catrin viel Zeit mit Rudi und anderen ostdeutschen Urlaubern am Campingplatz verbringt, hält sich Maja die meiste Zeit bei Tamás in der Balaton-Residenz auf. Bald darauf entdeckt Maja, dass Tamás DDR-Bürgern die Flucht in den Westen ermöglicht. Entsetzt von dieser Entdeckung versucht Catrin Maja davon zu überzeugen, den Kontakt zu Tamás zu beenden, um nicht selbst in Gefahr zu kommen. Nichtsahnend erzählt Catrin Rudi, in den sie sich verliebt hat und der als Stasi-Spitzel zum Balaton gefahren ist, davon, dass Tamás Ostdeutschen bei ihrer Flucht in den Westen hilft. Rudi leitet diese Information umgehend an seinen Mittelsmann weiter, was zur Folge hat, dass der Flüchtende bei der Verfolgung zu Tode kommt. Bald darauf hält Tamás um Majas Hand an und die beiden beschließen, zusammen in Ungarn zu bleiben, während Catrin und Rudi gemeinsam in die DDR zurückkehren. Ein paar Tage vor der Hochzeit treffen sich alle in der Balaton-Residenz wieder. Die Stimmung ist sehr aufgeladen und so kommt es schließlich, dass Catrin am Abend der Hochzeit beschließt, einem kleinen Mädchen, deren Mutter im Westen auf sie wartet, zur Flucht zu verhelfen. Rudi erfährt von Catrins Plänen und kann im letzten Moment verhindern, dass sie an der Grenze erwischt wird. Da das Schicksal des Kindes Catrin nicht loslässt, bittet sie ihren leiblichen Vater Erik um Hilfe. Er beschließt mit Maja, in den Westen zu fahren und so die Flucht des kleinen Mädchens zu ermöglichen, was den beiden schlussendlich auch gelingt.

Zentrale Figuren

Catrin Streesemann (Cornelia Gröschel) im Film Honigfrauen, schaut nach links
Abbildung 2: Szene aus Honigfrauen (2017).

Catrin Streesemann (Cornelia Gröschel) ist ungefähr 25 Jahre alt und die hinreißende Strahlefrau und rücksichtsvolle Pragmatikerin, die in der DDR als Französischlehrerin arbeitet. Obwohl sie die vernünftigere der beiden Schwestern ist, besitzt sie auch ein freches Mundwerk (Beispiel: sagt zu den Jungs aus Bayern sie hätten ganz kleine Pimmel) und hat stets einen klaren Standpunkt. Zu Anfang erfährt der Zuschauer, dass Catrin nicht die leibliche Tochter von Karl Streesemann, Ehemann ihrer Mutter Kirsten, ist, sondern die Tochter des Westdeutschen Erik Waller. Catrin sorgt sich stets um ihre Schwester Maja und passt auf sie auf. Im Urlaub verliebt sie sich in Stasi-Spitzel Rudi Hartwig und zieht mit ihm, zwei Monate nach dem Urlaub am Plattensee, zusammen.

Maja Steesemann (Sonja Gerhardt) in einer Szene aus Honigfrauen von vorne zu sehen
Abbildung 3: Szene aus Honigfrauen (2017).

Maja Streesemann (Sonja Gerhardt) ist ein unberechenbares Glamour-Girlie und bereits vor ihrem Urlaub mit Heiko verlobt, mit dem sie eine On-Off-Beziehung führt. Sie ist ungefähr 22 Jahre alt, unbedarft, liebt die Freiheit, ist locker, lustig und hat ein loses Mundwerk („Sag mal, ist das Portemonnaie in deiner Hose so dick oder hast du einen Ständer?“). Maja spielt gerne mit den Männern und flirtet viel (Beispiel: zieht ihren Verlobungsring aus, um mit den Jungs aus Bayern zu flirten). Obwohl sie mit Tamás Szabo verlobt ist, den sie später auch heiratet, verliebt sie sich zwei Tage vor ihrer Hochzeit in einen Studenten aus Frankfurt am Main. Maja weist eine Vielzahl von Schwächen auf, bemüht sich jedoch, trotz ihrer Verfehlungen das Richtige zu tun. So kommt es auch, als sie am Ende einem kleinen Mädchen bei der Flucht in den Westen hilft.

 

Kirsten Streesemann (Anja Kling) schaut nach links vorne, offenbar im Gespräch mit einer Person, die nur im Anschnitt von hinten zu sehen ist
Abbildung 4: Szene aus Honigfrauen (2017).

Kirsten Streesemann (Anja Kling) ist die liebevolle und fürsorgliche Mutter der beiden Schwestern und seit 30 Jahren mit Karl Streesemann verheiratet. Kirsten trägt allerdings ein großes Geheimnis mit sich herum: sie hält schon über Jahre telefonisch Kontakt zu Erik, ihrer Jugendliebe, der in den Tagen des Mauerbaus in den Westen ging und Catrins leiblicher Vater ist. Erik teilt ihr am Telefon mit, dass er seine Tochter kennenlernen möchte und deshalb ebenfalls zum Plattensee fahren will. Obwohl keiner in der Familie das Geheimnis von Kirsten und Erik kennt, wird schnell klar, dass Karl geahnt hat, dass er nicht Kirstins große Liebe ist. Sie lebt zu Anfang der Geschichte mit ihren beiden Töchtern und ihrem Mann in einer Plattenbauwohnung in Erfurt. Anja Kling erzählte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur: „Kirsten ist eine lebensfrohe und positiv eingestellte Frau. Vielleicht hätte sie sich ein anderes Leben gewünscht, im Westen, mit mehr Freiheit und mit vielen Reisen. Aber sie hat sich arrangiert mit dem Leben im Plattenbau des Ostens und hat es sich so gut wie möglich eingerichtet.” Da Kirsten Streesemann Schneiderin ist, näht sie ihren Töchtern einen Tag vor ihrem Urlaub aus den Wohnzimmervorhängen Badekleider und später auch das Hochzeitskleid für Maja. Da Kirsten insgeheim noch für ihre Affäre und Catrins leiblichen Vater Erik schwärmt, lädt sie ihn zu Majas Hochzeit ein.

Tamás Szabo (Stipe Erceg) ist Ungar, ungefähr 40 Jahre alt und der Geschäftsführer des Luxushotels Balaton-Residenz, das er mit seiner Schwester Sophia leitet. Er selbst ahnt nicht, dass er, aufgrund seiner Tätigkeit als Fluchthelfer, schon lange von der Stasi beobachtet wird. Obwohl beide Schwestern für ihn schwärmen, verliebt er sich relativ schnell in Maja, die er wenige Monate später heiratet. Tamás‘ Eigenleben beschränkt sich im ganzen Film auf seine Tätigkeiten als Hotelbesitzer und Fluchthelfer. Der Zuschauer erfährt lediglich, dass er schon mal mit Anna, einer Frau aus dem Osten, liiert war.

Karl Streesemann (Götz Schubert) ist Postbote und seit 30 Jahren mit Kirsten verheiratet. Er ist der leibliche Vater von Maja, ahnt jedoch nicht, dass Catrin nicht seine leibliche Tochter ist. Karl ist ein fürsorglicher und liebevoller Vater (Beispiel: Rät seinen Töchtern davon ab, sich mit Westjungen zu treffen, da der Kontakt zum Klassenfeind nicht gern gesehen wird), weist jedoch auch kühle Persönlichkeitszüge auf. Er liebt Kirsten, ahnt jedoch auch, dass er nicht ihre große Liebe ist. Als er zufällig ein Gespräch zwischen Kirsten und Agnes mithört, wird seine Vermutung bestätigt. Nachdem Rudi ihm erzählt, dass er als inoffizieller Mitarbeiter beim Ministerium für Staatsicherheit tätig ist, hilft er ihm, Tamás zu beobachten und Informationen gegen ihn zu sammeln.

Erik Waller (Dominic Raacke) ist die Jugendliebe von Kirsten und der leibliche Vater von Catrin. Er ging in den Tagen des Mauerbaus in den Westen und hält mit Kirsten über Jahre schriftlichen und telefonischen Kontakt. Catrin hat er, vor dem Urlaub am Plattensee, nur auf Bildern gesehen. Erik teilt Kirsten deshalb am Telefon mit, dass er seine Tochter kennenlernen möchte und deshalb ebenfalls zum Plattensee gefahren ist. Er beobachtet die beiden Mädchen tagelang, weshalb sie anfangs Angst vor ihm haben, weil sie ihn für einen Spitzel halten. Erik hat im Westen geheiratet und eine weitere Tochter Namens Lara. Lara erzählt Kirsten bei der Ankunft im Hotel, dass sich die Eltern getrennt haben. Am Abend vor der Hochzeit erzählt Erik Catrin, dass er ihr leiblicher Vater ist.

Rudi Hartwig (Franz Dinda) ist ungefähr 27 Jahre alt, kommt aus Thüringen und ist aufgrund seiner Arbeit als Stasi-Spitzel zum Balaton gereist. Er verliebt sich in Catrin Streesemann, mit der er zwei Monate nach dem Urlaub am Plattensee zusammenzieht. Er erzählt Catrin, dass er als Facharbeiter für Mikroelektronik arbeitet, weshalb sie zu Anfang nicht ahnt, dass Rudi beim Ministerium für Staatsicherheit als inoffizieller Mitarbeiter tätig ist. Catrin erzählt Rudi, dass Tamás Ostdeutschen bei ihrer Flucht in den Westen hilft. Rudi leitet diese Information an seinen Mittelsmann weiter, was zur Folge hat, dass der Flüchtende Timo bei der Flucht mit seinem Auto verunglückt. Als Catrin zufällig, auf dem Weg zu Majas Hochzeit, eine teure Kamera in Rudis Tasche findet, distanziert sie sich immer mehr von ihm, da sie ahnt, dass er bei der Stasi arbeitet und sie belogen hat. Die Beziehung zwischen den beiden wird zum Ende der Fernsehserie kühler. Rudi leidet zunehmend darunter und rettet Catrin davor, bei der Flucht erwischt zu werden, indem er Tamás erzählt, dass es sich um eine Falle handelt.

Gesellschaftsbild

Der Film verdeutlicht die Klassenunterschiede zwischen Ost und West und die unterschiedlichen Weltanschauungen der West- und Ostdeutschen. Da am Balaton Menschen aus dem Osten und aus dem Westen gemeinsam Urlaub machen, können die Klassenunterschiede deutlich hervorgehoben werden und bleiben in der gesamten Fernsehserie bestehen. Das wird unter anderem im Gespräch zwischen Karl Kirsten deutlich: „Die Westler erzählen einem nur, dass drüben alles besser ist, und ich darf zusehen, wie er sich im Urlaub alles leisten kann mit seiner Westkohle.“.

Darüber hinaus wird die DDR im gesamten Film als sozialistische Republik des Mangels dargestellt, in der es an allem fehlte. (Beispiel: Mutter näht für den Urlaub ihrer Töchter zwei Bikinis aus ihren Wohnzimmervorhängen und später auch selbst Majas Hochzeitskleid.) Deshalb spielt das Streben nach einem unbeschwerten Leben in Wohlstand und Überfluss im gesamten Film eine zentrale Rolle. Maja versucht, ihren Lebensstandard durch Heirat zu verbessern und dadurch der DDR zu entfliehen. Der Alltag in der DDR sollte dadurch möglichst eindrücklich, jedoch auch subtil vermittelt werden.

Die Spionage durch die Stasi spielt in der Fernsehserie ebenfalls eine zentrale Rolle. Die Beziehung zwischen den Figuren und ihr Verhalten ist geprägt von der Sorge ausspioniert zu werden. (Beispiel: Catrin antwortet auf die Frage von Maja, ob sie sich mal die Balaton-Residenz von innen anschauen können mit: „Spinnst du? Hier sind überall irgendwelche Spitzel, die jeden Westkontakt nach Hause melden.“). Die geheimdienstliche Tätigkeit von Rudi, und später auch von Karl, zeichnet das Bild von zerrissenen und teils sich entfremdenden Familien. Das Familienverhältnis ist zwar von Fürsorge geprägt, jedoch besteht kein Vertrauensverhältnis zwischen den einzelnen Familienmitgliedern. Die Figuren entwickeln ein Eigenleben, haben viele Geheimnisse voreinander und sind zunehmend mit sich selbst beschäftigt, sodass ein familiärer Zusammenhalt im gesamten Film nicht aufgebaut werden kann.

Die Beziehung zwischen dem Staat und den Bürgern bekommt im Film nur wenig Platz eingeräumt. Im Mittelpunkt der Erzählung steht die Spionage durch die Stasi, der Mangel in der DDR, die Flucht und der Tod, aber auch die Liebe und Freundschaft zwischen den Charakteren. Viele Situationen wirken sehr fröhlich und die Geschichte wird mit großer Leichtigkeit, ohne allzu großen Tiefgang, erzählt.

Ästhetik und Gestaltung

Der ganze Film wirkt durch das sonnige Wetter und den Einsatz von sehr knalligen und bunten Farben eher fröhlich und nimmt dadurch die Ernsthaftigkeit des Themas. Sogar die alten Plattenbauten der DDR wirken dadurch schön. Das Lebensgefühl wird durch den Soundtrack der 1980er Jahre verstärkt. So werden die Titel nicht nur als Stimmungsmetaphern oder für den Szenenübergang eingesetzt, sondern sie verstärken die Urlaubsillusion und sind wahrnehmungspsychologisch gut gewählt, da die Musik den Raumeindruck unterstützt. Der Campingplatz am Plattensee wurde wirklichkeitsgetreu für den Film nachgebaut.

Authentizität

Strategien der Authentizitätskonstruktion

Zeltplatz mit Zelten im Hintergrund und Tisch mit Klappstühlen im Vordergrund
Abbildung 10: Filmset von Honigfrauen, Balaton, Ungarn © Andrea David abgerufen von: https://www.filmtourismus.de/setbesuch-am-balaton/

Der Fernsehfilm Honigfrauen wurde vom 26. Juli bis zum 25. Oktober 2016 in Budapest und am Plattensee gedreht. Auf dem Zeltplatz des Napsugár in Fonyód, der tatsächlich ein beliebtes Reiseziel der Ostdeutschen Urlauber war, errichtete das Produktionsteam den 1980er Jahre Campingplatz. Diese Akkuratesse schafft Authentizität und weckt beim älteren Publikum Erinnerung. Der Adlershofer Fundus stellte originalgetreue Requisiten für den Dreh zur Verfügung und kleidete die Schauspieler*innen authentisch im 1980er-Jahre-Stil ein. Die auf dem Campingplatz stehenden Trabis und Wartburgs wurden für den Dreh von den Eigentümern ausgeliehen, die sie bis heute selbst fahren. Die Produzenten, der Regisseur und der Production Designer fuhr im Vorfeld mögliche Drehorte ab. Im Schlosshotel in Zalacsány wurden die Szenen, die in der Balaton-Residenz spielen, gedreht.

Rezeption

Reichweite

Teil/Titel

Ausstrahlungsdatum & -zeit (Sender)

Zuschauerzahl in Millionen

Marktanteil in Prozent

 

1. Teil „Urlaub im Paradies”

 

23. April 2017 um 20:15 Uhr auf ZDF

 

5,43 Millionen

 

14,6 Prozent

 

2. Teil „Verrat im Paradies”

 

30. April 2017 um 20:15 Uhr auf ZDF

 

4,21 Millionen

 

13,6 Prozent

 

3. Teil „Hochzeit im Paradies”

 

7. Mai 2017 um 20:15 Uhr auf ZDF

 

4,55 Millionen

 

12,8 Prozent

Mittlerweile ist der Fernsehfilm als DVD erhältlich und auf Amazon Prime verfügbar.

Darüber hinaus wurde er in der ZDF-Mediathek zur Verfügung gestellt.

Rezensionen

Während die Fernsehserie von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und auf Quotenmeter.de, unter anderem für die abwechslungsreichen komödiantischen Elemente gelobt wurde, äußerte sich die Frankfurter Rundschau, die Welt, die Zeit und die Hessische Niedersächsische Allgemeine eher negativ und kritisch zum Film. Die negative Kritik bezog sich häufig darauf, dass das Leben in der Fernsehserie nicht authentisch abgebildet wird und der Osten dadurch kaum wiederzuerkennen sei. Die Hessische Niedersächsische Allgemeine erklärte darüber hinaus in ihrem Artikel: „Der Film wirkt an vielen Stellen überfrachtet. Der Zuschauer kann sich nicht ganz und gar auf dieses große Urlaubsabenteuer einlassen, das ausgeschmückt ist mit schlagfertigen Dialogen und einer glaubhaften Kulisse. Der Grund dafür ist simpel: Der Regisseur wollte zu viel – Sonne, Sommer und Liebe am Strand des Plattensees einerseits, verpackt in historisch höchst relevanten Stoff auf der anderen Seite.” Die Drehbuchautorin Natalie Scharf äußerte sich gegenüber dem Oberbayerisches Volksblatt zu der Kritik und betonte: „Ich wollte diese Geschichten auch mal in bunten, sommerlichen Farben erzählen, um zu zeigen, dass sich das Böse und Bedrohliche nicht nur in finsteren Räumen versteckt, an deren Wänden Honecker-Bilder hängen”.

Auszeichnungen

Im Jahr 2018 wurde die Fernsehserie als bester deutscher TV-Spielfilm mit dem Jupiter-Award ausgezeichnet. Beim New York TV- und Film-Festival in Las Vegas erhielt die ZDF-Filmserie Honigfrauen am 10. April 2018 die Silver World Medal in der Kategorie Miniserie.

Erinnerungsdiskurs

Der Fernsehdreiteiler Honigfrauen erzählt die Geschichte der jungen Schwestern Catrin und Maja und ihrer ersten Reise zum Balaton. Dabei werden sie mit dem westlichen Lebensstil, der Konsumgesellschaft sowie der Überwachung und Unterdrückung durch den Staatssicherheitsdienst konfrontiert. Ben Verbong setzt die Geschichte humorvoll in Szene, indem er die ernsten Themen, wie die alltäglichen Sorgen der DDR-Bürger und die Republikflucht, mit positiven Bildern vom Urlaub am Balaton, der ersten großen Liebe und der neugewonnenen Freiheit verknüpft. Der Fernsehfilm Honigfrauen lässt sich am ehesten dem Diktaturgedächtnis zuordnen, da „der Unterdrückungscharakter der SED“ im Vordergrund der Erzählung stehen (Sabrow, 2009, S. 18).

Empfehlung

Empfehlung der Autorin

Die Geschichte über zwei Schwestern und ihrer ersten Reise zum Balaton weckt beim Zuschauer die Sehnsucht nach Sommer, Urlaub und endloser Freiheit. Die historische Aufarbeitung findet in einem komödiantischen Rahmen statt, was mitunter auch der Grund ist, warum Honigfrauen so begeistert. Aufgrund der sehr starken Ähnlichkeit mit dem bereits im Jahr 2011 erschienenen Spielfilm Westwind, stellt man sich jedoch unweigerlich die Frage, ob eine nochmalige Verfilmung mit gleichen Themenschwerpunkten und identischer Handlung zum Verständnis der DDR beigetragen hat.

Literatur

Alice Wagner: Jupiter Award 2018: Unter Freunden. URL: https://www.presseportal.de/pm/130199/3920505 vom 19. April 2018 (15. Juni 2020).

 

Andrea David: Am Set von „Honigfrauen” am Balaton. Dreiteiler „Honigfrauen”: bis Oktober 2017 in der ZDF Mediathek verfügbar. URL: https://www.filmtourismus.de/setbesuch-am-balaton/ (17. Juni 2020).

 

Anja Kling: „Diese Frau hat sich arrangiert”. URL: https://www.ksta.de/panorama/anja-kling---diese-frau-hat-sich-arrangiert--26750550 vom 23. April 2017 (15. Juni 2020)

 

Anja Rützel: ZDF-Dreiteiler "Honigfrauen". Ein letzter Sehnsuchtssommer. URL: https://www.spiegel.de/kultur/tv/honigfrauen-im-zdf-ein-letzter-sehnsuchtssommer-a-1144200.html vom 23. April 2017 (15. Juni 2020).

 

Anja Scherer: "Honigfrauen": Publikumsmagnet in der ZDF-Mediathek. URL: https://www.presseportal.de/pm/7840/3640505 vom 19. Mai 2017 (15. Juni 2020).

 

Anja Scherer: "Honigfrauen": prominent besetzter Dreiteiler im ZDF. Ost-West-Drama um die Geschichte einer Familie. URL: https://www.presseportal.de/pm/7840/3615471 vom 19. April 2017 (15. Juni 2020).

 

Ben Verbong: Biography. URL: http://www.benverbong.de/biography.html (15. Juni 2020).

 

Ben Verbong. URL: https://www.imdb.com/name/nm0893676/ (15. Juni 2020).

 

Chris Silber. Biography. URL: https://www.imdb.com/name/nm1557910/bio?ref_=nm_ov_bio_sm (15. Juni 2020).

 

Heike Kunert: "Honigfrauen". Die DDR als Spielwiese. URL: https://www.zeit.de/kultur/film/2017-04/honigfrauen-zdf-film-balaton-ostdeutschland-westdeutschland vom 23. April 2017 (15. Juni 2020).

 

Honigfrauen. URL: https://www.zdf.de/filme/honigfrauen/videos/honigfrauen-100.html (15. Juni 2020).

 

Honigfrauen. URL: https://www.imdb.com/title/tt5940506/ (10. Juni 2020).

 

Honigfrauen. Drehdaten. URL: https://www.crew-united.com/de/Honigfrauen__217268.html#!&tabctl_15249142_activeTab=2789375848 (10. Juni 2020).

 

Honigfrauen. Hauptdaten. URL: https://www.crew-united.com/de/Honigfrauen__217268.htmlm (10. Juni 2020).

 

Honigfrauen. Projektdaten. URL: https://www.crew-united.com/de/Honigfrauen__217268.html#!&tabctl_15249142_activeTab=1189721449 (10. Juni 2020).

 

Honigfrauen. Urlaub im Paradies (1/3). URL: https://www.zdf.de/filme/honigfrauen/videos/honigfrauen-100.html (10. Juni 2020).

 

Im modernen Fernsehen schreibt man nicht mehr für Sendeplätze“: TV-Produzentin Natalie Scharf über den neuen ZDF-Dreiteiler „Honigfrauen“. URL: https://meedia.de/2017/04/23/im-modernen-fernsehen-schreibt-man-nicht-mehr-fuer-sendeplaetze-tv-produzentin-natalie-scharf-ueber-den-neuen-zdf-dreiteiler-honigfrauen/ vom 23. April 2017 (15. Juni 2020).

 

Jochen Müller: Deutsche Produktionen feiern Erfolge bei New York TV- und Film-Festival. URL: http://beta.blickpunktfilm.de/details/428631 vom 11. April 2018 (15. Juni 2020).

 

Martin Weber: Der ZDF-Dreiteiler „Honigfrauen“ erzählt von einer Ungarnreise junger DDR-Bürgerinnen, die zum Drama wird. Dunkle Wolken über dem Paradies. URL: https://www.ovb-online.de/weltspiegel/kultur-tv/dunkle-wolken-ueber-paradies-8201900.html vom 21. April 2017

(15. Juni 2020).

 

Michael Hanfeld: ZDF-DREITEILER „HONIGFRAUEN“. Der Sommer ihres Lebens. URL: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/zdf-zeigt-honigfrauen-mit-cornelia-groeschel-und-sonja-gerhardt-14981846.html vom 23. April 2017 (15. Juni 2020).

 

Michael Pilz: Das Mekka des ostwestdeutschen Sextourismus. URL: https://www.welt.de/kultur/article163896955/Das-Mekka-des-ostwestdeutschen-Sextourismus.html vom 22. April 2017 (15. Juni 2020).

 

Natalie Scharf. URL: https://www.imdb.com/name/nm0770120/ (15. Juni 2020).

 

Natalie Scharf. Leben & Werk. URL: https://www.kino.de/star/natalie-scharf/ (15. Juni 2020).

 

Per Anhalter in die Liebesfalle: Der ZDF-Dreiteiler "Honigfrauen". URL: https://www.goldenekamera.de/tv/article210246931/Per-Anhalter-in-die-Liebesfalle-Der-ZDF-Dreiteiler-Honigfrauen.html vom 13. April 2017 (15. Juni 2020).

 

Sabrow, M. (Ed.). (2009). Erinnerungsorte der DDR. CH Beck.

 

Sarah Stendel: "Honigfrauen" im ZDF. Sommer, Sonne, Stasi-Spitzel: Die DDR in Badehose. URL: https://www.stern.de/kultur/honigfrauen-im-zdf--sommer--sonne--stasi-spitzel-7410876.html vom 23. April 2017 (15. Juni 2020).

 

Sidney Schering: Die Kritiker. «Honigfrauen». URL: http://www.quotenmeter.de/n/92637/die-kritiker-honigfrauen vom 22. April 2017 (15. Juni 2020).

 

Tilmann P. Gangloff: "HONIGFRAUEN" IM ZDF. Spitzel in Badehose. URL: https://www.fr.de/kultur/tv-kino/spitzel-badehose-11074580.html vom 23. April 2017 (15. Juni 2020).

 

Viktoria Degner: TV-Kritik zum ZDF-Dreiteiler "Honigfrauen": Ein bisschen dick aufgetragen. URL: https://www.hna.de/kultur/tv-kritik-zum-zdf-dreiteiler-honigfrauen-etwas-dick-aufgetragen-8203590.html vom 24. April 2017 (20. Juni 2020).

Empfohlene Zitierweise

Honigfrauen. In: Daria Gordeeva, Michael Meyen (Hrsg.): DDR im Film 2024, https://ddr-im-film.de/index.php/de/film/honigfrauen