Maire Palias
Geboren 1993 in Göttingen. Von 2016 bis 2019 Bachelorstudium „Medien-Kommunikation-Gesellschaft“ an der Universität Trier, von 2019 bis 2021 Masterstudium Kommunikationswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Im Rahmen des Masterstudiums arbeitete sie von 2020 bis 2021 an diesem Handbuch mit.
Mein DDR-Bild
Meine Urgroßeltern und meine Großmutter mütterlicherseits stammen aus Ostdeutschland. Meine Großmutter ist in Bad Dürrenberg (Sachsen-Anhalt) geboren und in Markranstädt (Sachsen) aufgewachsen. Mein Urgroßvater war Chauffeur des Direktors der Leuna-Werke. Aus beruflichen Gründen musste er 1950 in den Westen fliehen. Fortan lebte er in Göttingen und arbeitete zunächst als Chauffeur des Intendanten des Deutschen Theaters, später als Fahrer in einem Baugewerbe. Zwei Jahre später, noch vor dem Mauerbau, flohen meine Urgroßmutter und meine damals zehnjährige Großmutter ebenfalls nach Göttingen. Ihr Halbbruder war bei der NVA tätig und blieb in der DDR. Noch heute lebt ein Großteil meiner Verwandtschaft mütterlicherseits in Markranstädt. Ich bin in Göttingen geboren und habe bis zum sechsten Lebensjahr in Dillingen (Saar) und Paris gewohnt. 1999 wurde ich in Darlingerode (Sachsen-Anhalt) eingeschult und besuchte von der fünften bis zur siebten Klasse das Stadtfeldgymnasium in Wernigerode (Sachsen-Anhalt). Dann zogen wir nach Trier. Für mich war die DDR eine Diktatur, in der es keine Meinungs-, Presse- und Reisefreiheit gab und die von sozialistischer Planwirtschaft und dem Kommunismus geprägt war. Ich persönlich habe gemerkt, dass Ostdeutschland bis heute eine geringere Anbindung zur christlichen Kirche zeigt als der Westen. Gleichzeitig findet man heute im Osten eine Gesellschaft, die eine starke Kultur und Menschen mit einer Geschichte und Prägung zeigt, die ihrerseits sehr unterschiedliche Erfahrungen in dem Land und in ihrer Beziehung zum Staat gemacht haben und sich unterschiedlich stark mit dem Staat und dem System identifizierten. Man muss daher die DDR in vielerlei Hinsicht bewerten, um die soziale Wirklichkeit der damaligen Zeit wiederzugeben.
MEINE ERFAHRUNG AUS DER ARBEIT AM HANDBUCH
Mir ist aufgefallen, dass die Filme die DDR nie vollständig darstellen. Oftmals liegt der Fokus auf ein oder zwei Aspekten der damaligen Zeit, nicht selten sind es Stereotype (Stasi, Täter-Opfer, Flucht, Familienteilung durch die Mauer). Vielleicht ist es auch nicht möglich, ein ganzes Land mit seinen politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen und seiner Kultur in einem Film gänzlich abzubilden. Die Erzählung erfolgt immer aus einer bestimmten Perspektive und mit dem Fokus auf populäre Themen, spektakuläre Ereignisse und ausgefallene Biographien und kann so die DDR-Bevölkerung nicht flächendeckend abbilden. In den Filmen sieht man häufig eine Politisierung des Alltags, die in dem Maße in der DDR vielleicht gar nicht stattgefunden hat. In den Filmen wird ein großer Fokus auf die Dramaturgie und die Atmosphäre gelegt, wodurch diese häufig zu Unterhaltungsfilmen werden und weniger eine Aufklärungsarbeit leisten. Ich würde mir wünschen, dass Filme starker wahre Begebenheiten und Lebensläufe von Zeitzeugen zeigen und weniger Fiktion enthalten.