Magdalena Kellermann

Geboren 1997 in Bayern. Von 2015 bis 2019 Bachelorstudium der Kommunikationswissenschaft und Geschichte (Nebenfach) an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit 2019 Studium der Kommunikationswissenschaft im Master an der LMU. Im Rahmen des Masterstudiums arbeitete sie von 2020 bis 2021 an diesem Handbuch mit.

Mein DDR-Bild

Mein Bild von der DDR war bisher vor allem geprägt vom Schulunterricht und von der gelegentlichen Dokumentation (meist über spektakuläre Fluchtgeschichten), über die man im Fernsehen gestolpert ist. Der Tenor war sowohl in der Schule als auch im Fernsehen derselbe: Die DDR war eine Diktatur, die ihre Bürgerinnen und Bürger bespitzelt hat und die der Bundesrepublik wirtschaftlich unterlegen war. Das Scheitern der DDR und die schlussendliche Vereinigung der beiden deutschen Staaten schienen mir immer unumstößlich. Mit der Arbeit am Projekt hat sich mein Blick auf die DDR geändert. Neu waren für mich vor allem die positiven Aspekte (zum Beispiel die niedrigen Mieten, die Gleichstellung der Frau oder die Kinderbetreuung), die mir so vorher nicht bewusst waren. Ebenso interessant fand ich zu erfahren, dass einige der Demonstrantinnen und Demonstranten, die 1989 in der DDR auf die Straße gegangen sind, eben nicht zwingend die Vereinigung mit Westdeutschland erreichen, sondern vielmehr den bestehenden Sozialismus reformieren wollten.

MEINE ERFAHRUNG AUS DER ARBEIT AM HANDBUCH

Überrascht hat mich bei der Arbeit am Projekt und speziell an den Filmporträts vor allem die Fülle an Narrativen und unterschiedlichen Perspektiven, aus denen heraus die Filme erzählt werden. In Der Tangospieler erzählt beispielsweise der aus der DDR stammende Regisseur und Drehbuchautor Roland Gräf die Geschichte eines zu Unrecht verurteilten Hobby-Pianisten. Statt einer Abrechnung mit dem SED-Regime zeigt Gräf hier eine ruhige Erzählung über das Arrangement in einem System, mit dem sich der Protagonist nicht mehr identifizieren kann. In Mrs. Ratcliffe’s Revolution sieht man die DDR hingegen aus der Sicht britischer Filmemacher in einer Mischung aus Ostalgie und Absurdität. Annekatrin Hendels Dokumentarfilm Vaterlandsverräter ermöglicht im Gegensatz dazu wiederum sehr persönliche Einblicke in das Leben des in der DDR lebenden Schriftstellers Paul Gratzik, der zeitweise für die Staatssicherheit als IM gearbeitet hat und sich dann später selbst enttarnte.