Sputnik

Kurzinformationen

Filmdaten

Titel
Sputnik
Erscheinungsjahr
2013
Produktionsland
Originalsprachen
Länge
83 Minuten

Kurzbeschreibung

November 1989: Der Onkel der zehnjährigen Frederike hat einen Ausreiseantrag bewilligt bekommen und muss die DDR verlassen – ein Schock für das Mädchen. Sie baut mit ihren Freunden eine Beam-Maschine, um ihn aus West-Berlin zurückzuholen. Das Experiment geht schief und die Kinder müssen schnell handeln, um ein Unglück an der Mauer verhindern.

Schlagworte

Zeit
Schauplatz

Entstehungskontext

Beteiligte

Regie und Drehbuch

Regisseur und Drehbuchautor Markus Dietrich wurde 1979 in Strausberg bei Berlin geboren und belegte während seines Studiums Kurse bei DEFA-Regisseur Günter Reisch. Der Kinderfilm Sputnik ist sein Kinodebüt. Zuvor hatte er die zwei Kurzfilme Eine feste Burg (2010) und Teleportation (2009) mit DDR-Bezug gedreht, wobei Teleportationnahezu dieselbe Handlung wie Sputnik hat, nur wird hier ein kleiner Junge nach West-Berlin gebeamt. Dietrich erzählte in einem Interview mit Andreas Resch von kinofenster.de, dass er als Kind im Sommer 1989 auf einer Kirchenfreizeit viele „Erwachsene mit hängenden Gesichtern herumlaufen“ sah und sich dies nicht erklären konnte. Erst im Nachhinein erkannte er, dass sie „vor einer existentiellen Entscheidung standen“, ob sie die DDR verlassen sollten oder nicht. Als eine der Familien plötzlich weg war, suchten die Kinder nach Erklärungen und dachten sich Verschwörungstheorien aus, erzählte Dietrich weiter. Später im Wendeherbst 1989 hätten die Erwachsenen mit den Kindern die Ereignisse nicht besprochen. Als schließlich mehr und mehr Filme über den Mauerfall zu sehen waren, fiel Dietrich auf, dass die Kinderperspektive fehlte. So kam ihm die Idee zu zeigen, wie die Kinder mit dem Thema umgegangen sind. Markus Dietrich wollte selbst als Kind Kosmonaut werden und hat sich intensiv mit dem Sputnik-Satelliten auseinandergesetzt (kinofenster.de).

Produktion

Sputnik wurde von Guido Schwab und Marcel Lenz von der ostlicht filmproduktion in Koproduktion mit Hamster Film (Dorothe Beinemeier, Leontine Petit, Joost de Vries) produziert. Zu den Koproduzenten gehören außerdem A Private View (Belgien), Negativ Film (Tschechien), der Mitteldeutsche Rundfunk und der Norddeutsche Rundfunk. Das Team hatte keinen persönlichen oder biografischen Bezug zur DDR. Sputnik ist der erste DDR-Film der Firma. Die ostlicht filmproduktion will „dramatische, mitreißende Geschichten für Jung und Alt erzählen“ und damit die Zuschauer „begeistern und bewegen“.

Finanzierung

Produktion und Verleih wurden mit öffentlichen Mitteln gefördert. Es gab über 1,5 Millionen Euro.

Produktion (2011/12) 

Filmförderungsanstalt (FFA)

200.000 Euro 

Deutscher Filmförderfonds (DFFF)

274.600 Euro

Medienstiftung Schleswig-Holstein

130.000 Euro

Mitteldeutsche Medienförderung

600.000 Euro (Nachwuchs)

Tschechischer Staatsfonds der Kinematografie

Summe nicht veröffentlicht

Eurimages

350.000 Euro

Verleihförderung (2013) 

Filmförderungsanstalt (FFA)

80.000 Euro

Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein

30.000 Euro

Mitteldeutsche Medienförderung

90.000 Euro

Weitere Förderentscheidungen (2010) 

Mitteldeutsche Medienförderung

85.000 Euro (Projektentwicklung/Nachwuchs)

Werbung

Die Verleihfirma hat einen Trailer herausgegeben. Außerdem erschienen Infos in Form eines Zeitungsartikels. Auf der DVD gibt es Interviews mit Yvonne Catterfeld, Devid Striesow, Maxim Mehmet und Regisseur Markus Dietrich. Um den Kinofilm besser zu vermarkten, wurden auf Rat der Casterin Simone Bär namenhafte Schauspieler ausgewählt, die die DDR selbst erlebt haben (kinofenster.de). Der Film kam Ende Oktober 2013 in die Kinos – einige Wochen vor dem Jahrestag des Mauerfalls. Filmpädagogische Unterrichts- und Begleitmaterialien erschienen auf kinofenster.de – mit Anregungen für die Fächer Deutsch, Geschichte und Gemeinschaftskunde. kinofenster.de und FILMERNSTempfehlen den Film für die dritte bis achte Jahrgangsstufe. 

Filminhalt

Handlung

Die Geschichte beginnt am 3. November 1989 in Malkow in der DDR, als die zehnjährige Frederike mit ihrem Onkel Mike und den Freunden Fabian und Jonathan via Ballon-Satellit einen Friedensgruß an die Raumstation Mir senden will. Dieser Versuch wird allerdings durch den Abschnittsbevollmächtigten Mauder gestoppt. Tags darauf erfährt Frederike, dass ihr geliebter Onkel aus der DDR ausreisen darf. Sie ist traurig und will den Onkel mit einer Beam-Maschine zurückholen. Unterdessen planen ihre Eltern heimlich die Ausreise, doch Frederike belauscht sie und ist mit den Plänen nicht einverstanden. Die Kinder starten ihre Maschine am 9. November, als Günter Schabowski die Maueröffnung verkündet. Als der Strom ausfällt, denken die Kinder, sie hätten alle Erwachsenen nach Westberlin gebeamt. Sie bringen den Strom wieder in Gang und sehen im Fernsehen einen Bericht über die Menschen an der Mauer, wo sie ihre Eltern bemerken. Die Kinder müssen sich schnell etwas einfallen lassen, um das Geschehene rückgängig zu machen und ihre Eltern zurückzubekommen.

Zentrale Figuren

Frederike 'Rike' Bode (Flora Li Thiemann) – ist zehn Jahre alt und die Tochter von Katharina und Torsten Bode. Ihr Traum ist es, Kosmonautin zu werden, wie ihr Idol Juri Gagarin. Rike begeistert die Serie Raumschiff Interspace im Westfernsehen. Autoritätspersonen wie dem Schuldirektor und dem Abschnittsbevollmächtigten Mauder wiederspricht sie öffentlich. Rike kämpft für ihre Träume, auch wenn das beispielsweise einen Einbruch erfordert. Auch wenn Rike oft provoziert, ist die DDR ihre Heimat. Der Westen kommt für sie nicht in Frage. Die Mauer interessiert Rike nicht. Sie ist daher wütend, als ihr Onkel ausreist, und meint, er wäre dann so gut wie tot für sie.

ABV Mauder (Devid Striesow) – der Dorfpolizist. Er hat ein scharfes Auge auf alles, was nicht im Sinne der Partei sein könnte. Vor allem den Störenfried Rike hat er im Visier. Mauder ist sehr ordentlich und mehr als motiviert, aber nicht Herr der Lage, wenn etwas außer Kontrolle gerät. Er observiert die Kinder beim Spielen und wartet förmlich darauf, dass sie etwas Verbotenes treiben. Seine Dienstbeflissenheit macht ihn im Dorf unbeliebt. Sein teures, preisgekrönte Zuchtkaninchen heißt nicht zufällig Erich – und wird dann ebenfalls nicht zufällig aus dem Käfig befreit.

Katharina Bode (Yvonne Catterfeld) – Mutter von Rike, Frau von Torsten und Schwester von Mike. Sie betreibt mit ihrem Mann eine Gaststätte in Malkow, sympathisiert nicht mit dem System und hat ähnlich wie ihre Tochter einen starken Freiheitsdrang, den sie in der DDR nicht ausleben kann. Die Mutter würde gerne wie ihr Bruder ausreisen. 

Torsten Bode (Maxim Mehmet) – Vater von Rike und Mann von Katharina, mit der er eine Gaststätte betreibt. Herr Bode befürwortet das System zwar nicht, hat sich aber damit abgefunden und möchte nicht auffallen. Deshalb darf Rike in der Gaststätte kein Westfernsehen schauen. Er denkt, dass Mike seine Tochter negativ beeinflusst. 

Onkel Mike (Jacob Matschenz) – Bruder von Katharina und Onkel von Rike. Kapitän der Raumfahrtgruppe um Rike. Wollte selbst einmal Kosmonaut werden und ist dafür sogar länger zur Armee gegangen. Allerdings hat er irgendwann gemerkt, dass es unrealistisch ist, eines Tages in den Kosmos fliegen zu können. Mike war im Gefängnis, hat einen Ausreiseantrag gestellt und gerät dadurch in das Visier von ABV Mauder. Für Rike ist er der einfühlsame und coole Onkel, der jung geblieben ist.

Gesellschaftsbild

Das Dorf Malkow kann als Mikrokosmos angesehen werden. Die Dorfgemeinschaft hält zusammen – vor allem gegen den ABV. Freunde helfen sich auch bei waghalsigen Unterfangen. Die Beziehung zwischen Eltern und Kindern ist liebevoll. Die Eltern wollen das Beste für ihre Kinder (etwa: einen Studienplatz), auch wenn sie sich dafür bei der Staatsmacht einschleimen müssen. Außerdem lassen die Eltern ihren Kindern die Freiheit, ihre Träume spielerisch auszuleben. Dafür müssen die Kinder bei der Arbeit aushelfen. Manche Eltern schlagen ihre Kinder allerdings für einen Tadel in der Schule. 

Das Thema Flucht spielt in dieser Film-Gesellschaft eine große Rolle. Die Bevölkerung möchte in Freiheit und Wohlstand leben und nicht in einem vom Verfall geprägten Land. Die meisten wollen deshalb in den Westen, wo jeder ein Telefon hat. Manche werden aber durch Familie und Freunde aufgehalten. Vor allem die Kinder wollen nicht fliehen. Einige Ehepaare sind sich nicht einig, weil nicht jeder alles zurücklassen und einen Neuanfang wagen will. Auch die Flüchtlingsunterkünfte im Westen wirken abschreckend. 

Der Staat zwingt die Bürger sich unterzuordnen. Dies fängt schon bei den Jüngsten an, die sich an strenge Regeln in der Schule zu halten haben, keine eigene Meinung äußern dürfen und für kleinste Vergehen bestraft werden. Illegale Tätigkeiten wie der Warenhandel unter der Hand werden hart geahndet. Mit großem Aufgebot wird eine harmlose Person festgenommen und ins Gefängnis gebracht. Selbst Kinder werden eingeschüchtert. Wer sich auch nur ansatzweise verdächtig verhält oder äußert, wird für schuldig gehalten. Die Schikanen enden selbst nach der Bewilligung von Ausreiseanträgen nicht, weil die Frist zum Verlassen des Landes denkbar knapp bemessen wird. 

Ästhetik und Gestaltung

Der Film hat einen leicht grün-braunen Stich, und das Dorf liegt oft im Dämmerlicht. Die Eltern werden meist in dunklen Gaststättenräumen oder in ihrer Wohnung gezeigt. Rike dagegen ist viel draußen. Der Freiheitsdrang wird einmal durch fliehende Schafe symbolisiert – natürlich in Richtung Westen. Am 9. November wird zwischen den Kindern und ihrer Beam-Maschine sowie der Gaststätte hin und her geschaltet, wo das gesamte Dorf bis auf ABV Mauder Schabowski lauscht. 

Rike ist die Ich-Erzählerin. Sie stellt die wichtigsten Personen sowie die DDR vor. Als Kapitän der Raumfahrtgruppe erzählt sie in Form von Logbucheinträgen von ihrer Mission – wie Kirk von Raumschiff Interspace. Am Ende erklärt Rike, wie der Beamstrahl die Grenzen geöffnet hat.

Bei emotionsgeladenen Situationen wird oft Instrumentalmusik eingesetzt – traurige Klaviermusik, als Rike erfährt, dass Mike sofort ausreisen muss, spannende Musik, als die Kinder die Linse stehlen oder den Ballon vor Mauder verstecken, oder bedrohliche Musik, als Mauder den Kindern im Trafogebäude hinterherjagt. Der Regisseur wollte ungern Computereffekte einsetzten, damit der Film so echt und authentisch wie möglich wirkt, wie er in einem Interview mit den MICHEL MOVIE KIDS verriet.

Authentizität

Strategien der Authentizitätskonstruktion

Gedreht wurde Sputnik in der Altmark in Sachsen-Anhalt. So lässt sich der Charakter des Ortes, in dem jeder jeden kennt, authentisch darstellen. Zu den Requisiten sagte Markus Dietrich, dass ihm die Details wichtig waren. Der Beamer musste funktionstüchtig aussehen und die Bauteile sollten in der DDR erhältlich gewesen sein (kinofenster.de). Weitere Requisiten waren Wartburgs und ein Kassettenrekorder, mit dem Rike Raumschiff Interspace aufnimmt. Auch die Räume und die Kleidung wirken authentisch. Viele der Requisiten wurden von Einheimischen zur Verfügung gestellt (Märkische Onlinezeitung). 

Es gibt außerdem Musik von DDR-Bands: Alle tanzen Lipsi (1959) von Die Flamingos, als in der Gaststätte ausgelassene Stimmung herrscht, und Apfeltraum (1973) von Renft, als die Bürger ihr Dorffest nach dem Mauerfall feiern. Dazu kommen Film- und Tonquellen. „Das Archivmaterial war von Anfang an ein fester Bestandteil“, sagte Markus Dietrich (kinofenster.de). Dies sei nötig gewesen, da Sputnik ein Film über den Mauerfall ist, der nicht an der Mauer gedreht wurde. Außerdem werde aus der Perspektive von Kindern erzählt, die ihr Dorf nie verlassen. Deshalb laufe der Mauerfall über den Fernseher in der Gaststätte. Es gibt außerdem einen Radiobeitrag zur großen Demo auf dem Alexanderplatz, die Rede von Egon Krenz am 9. November und eine Tonaufnahme von Juri Gagarin. Hin und wieder ist der Ruf des ersten Kosmonauten zu hören: „Pojechali!“ (Auf geht’s!).

Markus Dietrich hat mit seinen Eltern über die DDR gesprochen. Den Kindern wurde das Drehbuch nicht vorab gegeben. Das Ganze sollte nicht einstudiert wirken. Markus Dietrich hat Andreas Resch von kinofenster.de außerdem erzählt, dass er Flora, die Rike spielt, erklärt hat, wie es für ihn war, seine Tante zu verlieren, als diese in den Westen ging. Markus Dietrich war es wichtig, dass das Abenteuer der Kinder im Vordergrund steht und nicht die historischen Ereignisse. Deshalb sei der Film kein „DDR-typisches Drama“. Dietrich sagte, er habe „eine DDR zeigen“ wollen, „die nicht nur von Stasi und Flucht geprägt ist, sondern auch von Menschen, die etwas verändern wollen“. Viele Rollen wurden mit Ostdeutschen besetzt (Devid Striesow, Yvonne Catterfeld, Ursula Werner und Jacob Matschenz).

Rezeption

Reichweite

Sputnik kam am 24. Oktober 2013 in die deutschen Kinos und verkaufte 27.749 Tickets (FFA). Der Film kann seit dem 25. März 2014 als DVD und Blu-ray erworben werden und ist auch auf Streaming-Plattformen verfügbar.

Rezensionen

Michael Pilz von der Welt äußerte sich positiv über Sputnik. Er betonte, dass „der Film geschichtlich ahnungslosen Kindern“ zeige, „dass die DDR kein Paradies war und kein Arbeitslager, sondern ein umzäuntes, tristes, stilles Land, das man nicht lieben musste, um sich dort daheim zu fühlen und daran zu leiden“. Für Rochus Wolff von KINO-ZEITwar Sputnik „der erste richtige und ernsthafte Wende-Kinderfilm“. Die historische Tiefe gehe zwar oft verloren, dies werde aber durch die spannende Abenteuergeschichte wieder ausgeglichen. Stefan Stiletto hielt Sputnik im FILMDIENST zwar für keinen guten historischen Lehrfilm, aber dennoch tauge er für einen „Ausflug in eine vergangene Zeit“. Der Film wecke „auf unterhaltsame Weise auch das Interesse von Kindern für diese Epoche“, liefere eine „sympathische Balance aus Fabulierfreude und Ernsthaftigkeit“ und spreche „unaufdringlich ernste Themen“ an. Philipp Stadelmaier kritisierte dagegen in der Süddeutschen Zeitung, dass Markus Dietrich lediglich „überspannte Kindsköpfe in einer kindgerechten Politfabel“ zeige anstatt „kindliche Verzückung“. Das Onlineportal Cinema beanstandete, dass die Kombination von Kosmonautenträumen von DDR-Pionieren und Mauerfall zu konfus sei.

Auszeichnungen

Preise/Auszeichnungen

Kategorie

Jahr

Art

Preis der deutschen Filmkritik

Bester Kinderfilm

2014

Gewonnen

Filmkunsttage Sachsen-Anhalt

Spezialpreis Kamera

2013

Gewonnen

Marburger Kinder- und Jugendfilmfestivals „Final Cut“

Bester Kinderfilm

2013

Gewonnen

Festival des deutschen Films

Lobende Erwähnung Kinderfilm

2014

Gewonnen

Kinderfilmfest Münster

lobende Erwähnung der Kinderjury

2014

Gewonnen

Deutscher Filmpreis

Bester programmfüllender Kinderfilm

2014

Nominierung

Kindertiger

Drehbuchpreis

2014

Nominierung

Goldener Spatz

Kinderfilm

2014

Nominierung

Prädikat besonders wertvoll

Kinderfilm

2013

Auszeichnung

Wissenschaftliche Aufarbeitung

Susanne Drogi (2016) betrachtet Sputnik aus didaktischer Perspektive. Sie lobte, dass der Film die Bedeutung und Funktion der deutschen Grenze bewusst mache, bemängelte die fehlende Kontextualisierung und machte Vorschläge für den Unterricht.

Erinnerungsdiskurs

Als Rike die DDR vorstellt, geht es um die riesige Grenze, die Mauer aus Beton und mit Stacheldraht, an der jeder erschossen wird, der versucht, sie zu überwinden. Rike erklärt, dass es sogar verboten ist, einen Ballon zu bauen, weil damit jemand fliehen könne. Dieses Thema ist in Sputnik zentral. Es werden Ausreiseanträge gestellt, Fluchtpläne besprochen und tatsächlich umgesetzt. Viele ahnen den Zusammenbruch der DDR. Es fehlt an Strom und an Fortschrittsglauben („Auferstanden aus Ruinen bedeutet nicht, dass ich da wieder hinwill“). Dies geht so weit, dass sogar das gepflegte Auto des Abschnittsbevollmächtigten kaputt geht, bevor die Mauer fällt. 

Michael Pilz meinte in der Welt, dass Sputnik ähnlich wie Helden wie wir oder Crazy Race 2 eine originelle und zugleich märchenhafte Theorie über den Mauerfall zeige. Andere Kritiker lobten die realistische Reproduktion der DDR in der Zeit kurz vor der Wende (Mediabiz, Deutsche Film- und Medienbewertung). Jörn Hetebrügge von kinofenster.de schrieb, dass die Argumente für oder gegen eine Ausreise anschaulich dargestellt werden. Weiterhin lobte er die Symbolisierung einer „erstarrten Gesellschaft, die ihren Bürgern/innen keine Perspektiven bietet“. Die Bilder würden „ein Gefühl des Heimlichen“ vermitteln, das „erahnen lässt, dass der Rückzug in die eigenen vier Wände auch der staatlichen Überwachung geschuldet ist“. Auch wenn „nicht alle historischen Hinweise und Anspielungen des Films, wie etwa die TV-Sendung mit Egon Krenz oder die mit dem Rassekaninchen Erich“ vom jungen Publikum verstanden werden können, bietet Sputnik einen „spannenden, pädagogisch unaufdringlichen Zugang für die heutige Generation“ (Vision Kino).

Empfehlung

Empfehlung der Autorin

Sputnik zeigt fantasievoll und authentisch die Geschichte des Mauerfalls und veranschaulicht auf unterhaltsame Weise die historischen Begebenheiten für ein jüngeres Publikum. Ein schöner Film, um Kindern historische Gegebenheiten zu erklären, die sie selbst nicht erlebt haben.

Literatur

Susanne Drogi: „Wir haben die Mauer weggebeamt!“ Kindliche Deutungen des Mauerfalls zwischen Realismus und Absurdität im Film Sputnik. In: Carolin Führer (Hrsg.): Die andere deutsche Erinnerung. Tendenzen literarischen und kulturellen Lernens. Göttingen: V&R Unipress 2016, S. 369-386

Empfohlene Zitierweise

Sputnik. In: Daria Gordeeva, Michael Meyen (Hrsg.): DDR im Film 2023, https://ddr-im-film.de/index.php/de/film/sputnik