Raus aus der Haut
Inhalt
- Kurzinformationen
- Filmdaten
- Kurzbeschreibung
- Schlagworte
- Entstehungskontext
- Beteiligte
- Filminhalt
- Handlung
- Figuren
- Gesellschaftsbild
- Ästhetik und Gestaltung
- Strategien der Authentizitätskonstruktion
- Rezeption
- Reichweite
- Rezensionen
- Auszeichnungen
- Wissenschaftliche Aufarbeitung
- Einordnung in den Erinnerungsdiskurs
-
Empfehlung der Autorin
- Literatur
Entstehungskontext
Beteiligte
Andreas Dresen wurde 1963 in Gera in eine Theaterfamilie hineingeboren. Er war zur Zeit der Filmhandlung 14 Jahre alt. Es war „ein besonderes Jahr“ für ihn, denn sein Vater, der Theaterregisseur Adolf Dresen, siedelte nach der Biermann-Ausbürgerung in den Westen über, was der junge Dresen als „Verrat“ empfand (KJK). In diesem Jahr habe er zum ersten Mal bemerkt, „wie Politik in mein Privatleben einrastete, wie das unmittelbar verflochten ist“ (KJK). Nach einer Tätigkeit als Tontechniker am Schweriner Theater wurde Dresen Volontär im DEFA-Studio für Spielfilme und Regieassistent bei Günter Reisch. Schließlich studierte er Regie an der Hochschule für Film und Fernsehen Babelsberg, avancierte zu einem der erfolgreichsten deutschen Regisseure und steht insbesondere „für die DEFA-Tradition im deutschen Film nach dem Zusammenbruch der DDR“ (Moviepilot). Dresen ist Mitglied der Akademie der Künste, der Europäischen Filmakademie sowie Gründungsmitglied der Deutschen Filmakademie. Von 2013 bis 2019 war er außerdem Stiftungsratsvorsitzender der DEFA-Stiftung.
Dresens Herkunft hat einige seiner Filmprojekte erschwert: Man müsse sich als Ostdeutscher rechtfertigen, wenn man über seine eigene Biografie erzählen wolle (Passauer Neue Presse). Er hält es aber für wichtig, die „erzählerische Hoheit“ über die DDR trotz aller Widrigkeiten zu verteidigen, da er eine differenzierte Betrachtung der DDR-Lebenswelt in vielen Werken westdeutscher Filmemacher vermisse: „Wenn einem die Bilder der anderen nicht passen, muss man eben selbst welche dagegensetzen“ (Die Zeit). Versucht hat er das in den frühen 1990er-Jahren mit drei Werken. In Stilles Land (1992) beschreibt er die Wirren der Wendezeit in der ostdeutschen Provinz. In dem Drama Das andere Leben des Herrn Kreins (1994) erzählte er, lange vor Das Leben der Anderen (2006), von einem DDR-Oppositionellen und Stasi-Spitzeln. Diese beiden Frühwerke stießen auf mediales Unverständnis und Desinteresse, vermutlich da sie „quer zur Aufarbeitungsmaschinerie der 1990er standen“ (Neues Deutschland). Auch für Raus aus der Haut (1997), den „merkwürdigen Genremix aus Melodram, Komödie, Screwball und Tragödie“ (Dresen, tittelbach.tv), habe sich dann „kein Schwein interessiert“ – was Dresen zu der Annahme veranlasste, dass seine Sicht der Dinge beim Publikum nicht gut ankomme (Binotto). Stattdessen waren Komödien wie Sonnenallee (1999) und Good Bye, Lenin! (2003) gefragt, die „eine zugespitzte“ Sicht auf die DDR boten (Passauer Neue Presse). Dresen vermutete, dass viele Menschen im Osten diese „freundliche Erinnerung“ vorzogen, da sie nicht an die „schmerzhaften Seiten der DDR-Geschichte“ zurückdenken wollten – im Westen hingegen schaute man „mit fremdem Blick“ auf die DDR-Geschichte, „hinein in eine graue, etwas merkwürdige, abgeschlossene Welt mit kleinbürgerlichen Menschen und komischen Autos, eine Welt, in der es Verräter gab oder Widerstandskämpfer. Und wenig dazwischen“ (Die Zeit). Derart desillusioniert entschied Dresen, sich fortan mit der „sozialen Gegenwart“ zu beschäftigen (Passauer Neue Presse). Zwanzig Jahre später landete er dann mit der Verfilmung einer ostdeutschen Biografie – Gundermann (2018) – doch noch einen Erfolg. Vielleicht, weil die Zuschauer erst im Laufe der Zeit eine Bereitschaft entwickelt hatten, sich einer solchen Geschichte mit vielen Grautönen zu stellen (Dresen, Die Zeit). Mit linkem Terrorismus hat er sich nach Raus aus der Haut 2002 erneut auseinandergesetzt: Sein Theaterstück „Zeugenstand“ befasste sich mit der „Bewegung 2. Juni“ (Neues Deutschland).
Dresen geht es stets um „Vergangenheitsbewältigung ohne Muff der Geschichte“, ohne erhobenen Zeigefinger und Klischees (tittelbach.tv). Das Kino sei schließlich keine „moralische Anstalt“, sondern ein „Ort des sinnlichen Mitfühlens“ (Binotto) mit den Antihelden, die „im Riss zwischen den Zeiten fast versinken“ (Neues Deutschland). Auf ebenjene „kleinen Leute“ der DDR und ihr Leiden an den gesellschaftlichen Widersprüchen blickt Dresen in seinen Werken, ohne sie dabei klein zu machen (Moviepilot). Er möchte damit auch ein Nachdenken über Alternativen anregen. Er spüre „eine gewisse Erstarrung“, bemerke eine fatale Flucht in „privaten Pragmatismus“, auch bei sich selbst. Wenn man aber die Dinge nicht in die Hand nehme, werde die Welt letztlich immer ungleichgewichtiger werden. (KJK)
Genauso wie Regisseur Dresen für Raus aus der Haut bewusst Darsteller aus dem Osten castete, engagierte er mit Torsten Schulz einen Drehbuchautor, der die 1970er-Jahre als Unangepasster erlebt hat (tittelbach.tv). Schulz, 1959 geboren, wuchs in einer Arbeiterfamilie im Berliner Bezirk Friedrichshain auf. Die späten 1970er, in denen der Film spielt, seien eine schwierige Zeit für Oppositionelle gewesen: „Wir waren keine Blumenkinder mehr, und der abgeklärte Punk-Zynismus war für uns noch nicht angebrochen“ (tittelbach.tv). Der Widerstand habe sich auf „Kopfgeburten“ beschränkt, auf „abenteuerliche Geschichten, Stoffe für Filme“. Nach einem Studium der Filmwissenschaft an der Hochschule für Film und Fernsehen Babelsberg wurde Schulz Dramaturg im DEFA-Spielfilmstudio. Er war außerdem Redakteur bei der Wochenzeitung der DDR-Bürgerbewegung Die Andere. Vor seiner Arbeit am Drehbuch von Raus aus der Haut wirkte er am Skript der Politsatire Dicke Freunde (1995) mit, in der es um die Freundschaft zwischen Franz-Josef Strauß und Alexander Schalck-Golodkowski sowie die Einfädelung des Milliardenkredits 1983 geht. 1999 beschäftigte er sich im Flucht-Drama Einfach raus (1999) erneut mit der DDR. 2004 debütierte er mit „Boxhagener Platz“ als Romanautor. Der gleichnamige Spielfilm (Regie: Matti Geschonneck) feierte 2010 auf der Berlinale Premiere.
Raus aus der Haut war eine Eigenproduktion des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg (ORB, heute RBB) für die ARD-Nachwuchsreihe „Wilde Herzen“, die heute „Filmdebüt im Ersten“ heißt. Die Redaktion verantwortete Cooky Ziesche, Produktionsleiter war Peter Hartwig.
Details zur Finanzierung von Raus aus der Haut wurden nicht veröffentlicht.
Neben einer ORB-Pressemappe und den üblichen Teasern vor der Erstausstrahlung gab es keine nennenswerte Werbekampagne. Als Teil der ARD-Reihe „Wilde Herzen“ wurde der Film in vielen Programmankündigungen erwähnt.
Filminhalt
Handlung
Die Zwölftklässlerin Anna wird 1977 im Klassenraum mit Material über die RAF, einem Spiegel-Magazin sowie Rolling-Stones- und Renft-Platten erwischt. Um seiner Angebeteten zu imponieren, versucht Klassenkamerad Marcus, das Material aus dem Lehrerzimmer zu stehlen. Beide können ihre Studienwünsche an den Nagel hängen: Schuldirektor Rottmann will Marcus in eine Offizierslaufbahn drängen und Anna in die Produktion, damit sie „die für das Studium nötige Reife“ erlange. Inspiriert durch die Schleyer-Entführungkidnappen die beiden Rottmann, sperren ihn in den Keller von Annas Oma und deklarieren sein Verschwinden als spontanen Verwandtenbesuch. Sie wollen ihren Direktor so lange festhalten, bis die Fachlehrerkonferenz über ihre Studienbewerbungen entschieden hat. Allerdings erweist sich der Entführer-Alltag schwieriger als gedacht – das Opfer ist herzkrank, tritt in den Hungerstreik und erkennt schließlich auch seine beiden Schüler. Am Ende funkt Annas Oma dazwischen: Sie entlässt Rottmann aus ihrem Keller, behält jedoch eine West-Korrespondenz als Pfand. Gleichzeitig spielt Annas Exfreund Randy mit seiner Band verbotenes Liedgut: „Als ich wie ein Vogel war“ von Renft. Er kommt wegen staatsfeindlicher Hetze ins Gefängnis. Anna und Marcus, mittlerweile ein Paar, kommen hingegen ungestraft davon. Rottmann, den die Funktionäre in seiner Abwesenheit ersetzt haben, wird wegen des illegalen Westkontakts seines Amtes enthoben. Er bewahrt Stillschweigen über seine Entführer, nimmt seine Herzmedikamente nicht mehr und stirbt schließlich. Einen Tag später wird Schleyer tot aufgefunden. Damit endet der Deutsche Herbst. Anna und Marcus werden wegen zu vieler Bewerber nicht zum Studium zugelassen: „Wir machten uns auf einen langen, kalten Winter gefasst.“
Zentrale Figuren
Der schüchterne Marcus (Fabian Busch) stammt aus einer bürgerlichen Arbeiterfamilie, möchte Lateinamerikawissenschaften studieren und ist hoffnungslos in seine Klassenkameradin Anna verliebt. Er versucht ebenso unbeholfen wie erfolglos, ihr seine Zuneigung begreiflich zu machen – bis sich mit der Entführung des Direktors eine einmalige Gelegenheit ergibt, seiner Angebeteten näherzukommen.
Anna (Susanne Bormann) gehört zur Oberschicht, ihr Vater ist Arzt, ihre Mutter arbeitet im Westen. Sie ist „sicher ein Biest, aber eine Traumfrau“ (Dresen, Pressemappe) und verteidigt mit Stolz und festem Willen ihren Traum, Ärztin zu werden: „Es geht darum, dass wir tun können, was wir wollen. Solange es keinem anderen schadet.“ Vom Staat fühlt sie sich bevormundet, handelt aus „postpubertärem Oppositionsgeist“ (tittelbach.tv), bringt „mit ihrer Vitalität alles durcheinander und richtet auch großes Unheil an“ (Dresen, Pressemappe).
Schuldirektor Rottmann (Otto Mellies) wirkt zunächst wie der Prototyp des Funktionärs, eine erstarrte, parteihörige Figur mit „Honni“-Brille, aus deren Mund nur Kader-Kauderwelsch kommt („Die schlimmsten Verräter sitzen oft in den eigenen Reihen.“) – einer, der sich eher umbringen lässt, als seine Prinzipien aufzugeben. In der Geiselhaft zeigt sich jedoch, „dass er nicht der 100-prozentig regimetreue Parteisoldat ist, als der er sich in der Schule präsentiert hatte“ (Der Spiegel). Der „vorgebliche Betonkopf erweist sich als gebrochener Mann, der die eigene Verletztheit hinter der straffen Haltung des unnahbaren Funktionärs verbirgt“ (Neues Deutschland), weil er seine große Liebe Jutta an den Westen verloren hat. Es zeigt sich, „dass es da Brüche gibt“, „dass sich hinter der harten Fassade auch eine kleine Tragödie versteckt“ (Dresen, Pressemappe). Rottmann ist auch mitnichten so dogmatisch wie anfangs gedacht. Jutta schreibt er: „Manchmal weiß ich nicht, was ich den Schülern noch sagen soll. Denn ihre Fragen sind auch meine Fragen. Seit Prag rast mir vieles durch den Kopf, und doch kann ich keine Rechtfertigung für die Dinge finden, die dort geschehen sind.“ Traumatisiert von der russischen Kriegsgefangenschaft glaubt er an die sozialistische Ideologie, „glücklich, gebraucht zu werden“. Zum Funktionär scheint ihn Einschüchterung gemacht zu haben: „Mich haben schon ganz andere bedroht in meinem Leben. Mit Erfolg. Aber ich habe gelernt.“ Der alte Mann kann freilich bis zuletzt nicht aus seiner Haut. „Als der Apparat über ihn hinwegrollt“, er rasend schnell durch einen Karrieristen ersetzt wird, „letztlich niemand ihn vermisst“, stirbt er (Neues Deutschland). Bei seiner Beerdigung lobt man ihn schließlich als treuen Kommunisten mit erfülltem Leben. Anna und Marcus stehen dabei, wissen es besser und schweigen.
Gesellschaftsbild
Raus aus der Haut gibt dem Zuschauer Einblick in verschiedenste soziokulturelle Milieus: Annas Familie gehört der wohlhabenden, weltgewandten Oberschicht an, ihr Vater ist Arzt, die Mutter arbeitet im Westen und hat ihrer Tochter vor Kurzem „über den Genex-Katalog“ eine Fahrerlaubnis geschenkt. Auch Schuldirektor Rottmann gehört zum sozialistischen Establishment, er fühlt sich dem Staat verpflichtet. Marcus wiederum stammt aus einer Arbeiterfamilie, in der soziale Sicherheit, private Idylle und Harmonie persönliches Glück bringen. Kleinbürgerliche Unterwürfigkeit kennzeichnet diese Schicht: „Meine Eltern gehörten zu den Leuten, die sich vorsichtshalber selbst entschuldigen, wenn ihnen jemand auf die Füße tritt. Sie hassten Ärger jeglicher Art.“ Randy schließlich stammt aus zerrütteten, von Alkoholsucht und Gewalt geprägten Verhältnissen. Alkohol scheint alle Erwachsenenmilieus zu einen: Der Alltag ist geprägt von routiniertem Trinken, sei es das Bier bei der Arbeit, der Wodka im Gummistiefel oder der Weinbrand in Omas Küchenschrank.
Die Schüler Anna, Marcus und Randy sind dem subkulturellen hedonistischen Milieu zuzuordnen. Vor allem Anna artikuliert ihren Wunsch nach Freiheit und Eigenständigkeit sehr klar und grenzt sich wie Randy mittels ihrer Kleiderwahl von den Klassenkameraden in FDJ-Blau ab. Ihre Zukunft an ideologische Vorgaben und gesellschaftliche Erfordernisse zu binden, ist sowohl für sie als auch für Marcus ein Unding. Als zentrale Metapher für das Lebensgefühl der DDR-Jugendlichen in den 1970er-Jahren dient der Renft-Song „Als ich wie ein Vogel war“ mit der Titelzeile „Irgendwann will jedermann raus aus seiner Haut“: Der sozialistische Gesellschaftsentwurf stagniert, Utopie weicht Resignation und gerade junge Menschen müssen sich in den Grenzen der Parteiideologie Nischen erschaffen, in denen sie ihre Energie ungestraft ausleben können. Im Schulalltag werden selbst kleinste Verstöße gegen die politische Linie geahndet. So soll beispielsweise wegen einer Wandzeitung sofort die Polizei gerufen werden. Sobald Randy Renft spielt, „ist die Einstufung weg, und ohne Einstufung keine Konzerte“.
„Unsozialistisches Verhalten“ und „anarchistische Propaganda“ verbauen Anna und Marcus jede Chance auf ihr Wunschstudium. Sie sollen stattdessen der sozialistischen Volksgemeinschaft dienen, die laut Direktor Rottmann „elf Schuljahre in sie investiert“ hat. Das Argument der freien Berufswahl lässt er nicht gelten: „Wenn jeder macht, was er will, gäbe es nur noch Ärzte und Journalisten.“ Stattdessen soll Marcus Offizier werden und Anna Arbeiterin, damit sie „die für das Studium nötige Reife“ erlange. Die Forderung der Jugendlichen nach Selbstbestimmung kann Rottmann nicht nachvollziehen, nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft sei er glücklich gewesen, gebraucht zu werden, neu anfangen zu können. Darauf antwortet Anna lakonisch: „Kaum stellt man Forderungen, bekommt man den schweren Anfang vorgehalten.“ In der Wirklichkeit des Films kann das antifaschistische Gesellschaftsbild und das „Jeder wird gebraucht“-Narrativ Ende der 1970er-Jahre keine Wirkmacht mehr entfalten. Die Jugendlichen sind desillusioniert: „Gefangen hinter dem Eisernen Vorhang“ dekorieren sie ihre Zimmer mit Globen und Postkarten aus exotischen Ländern (O’Brien 2012, S. 212).
Musik ist in diesem Film essenziell für jugendliche Opposition. Elizabeth O‘Brien (2012, S. 211) zitiert dazu den ostdeutschen Fotografen Harald Hauswald (Jahrgang 1954): „Music was the bridge. When Renft played ‚Child in Time’, I felt freer for the rest of the week. […] Many in my generation had found a way out in rock and literature. Otherwise the fate of being locked up for life would not have been tolerable.“ Auch der Musikwissenschaftler Michael Rauhut sieht das ähnlich: „The pressure of the state upgraded the event ‘rock concert’ to an autonomous zone, an enclave. The more strongly it restricted official spaces, the more eagerly niches were established“ (O’Brien 2012, S. 211). Da ein Verbot der Rockmusik unmöglich ist, versucht sich die SED an einer ambivalenten Kulturpolitik: Solange Randy keine Renft-Songs singt, wird seine Band toleriert und sogar unterstützt – Feuersbrunst spielt zum Beispiel zum Tag der Republik. Das „verbotene Liedgut“ führt in der erhitzten Atmosphäre nach der Biermann-Ausbürgerung aber zum Abbruch des Konzerts.
Das System geht dabei auch über die Leichen seiner eigenen Jünger. Die Genossen vertuschen eifrig das Verschwinden von Direktor Rottmann, ersetzen ihn und glauben ihm kein Wort, als er von seiner Entführung berichtet: „Genosse Rottmann, du willst uns doch wohl nicht diese Räuberpistole auftischen. Wir sind hier schließlich nicht in der BRD.“ In der DDR „kann eben nicht sein, was nicht sein darf. Entführungen gibt es nur im Westen“ (Der Spiegel). Das Gemeinwohl dient dabei augenscheinlich als Vorwand für Schikane (Die Zeit), die Parteieliten können Rottmann wegen seines Westkontakts nicht mehr „vertrauen“. Das „Wir wissen alles“-Narrativ verfehlt auch hier nicht seine Wirkung: „Denkst du, wir haben das nicht mitgekriegt? Wir haben gewartet.“ Letztlich werden alle menschlichen Schicksale im Film vom Staat überformt (Neues Deutschland): Die Schüler, der Musiker, der Funktionär – Verlierer, die trotz aller Teilerfolge am Ende mit leeren Händen dastehen.
Der Film kann auch als Gedankenspiel in Sachen Terrorismus verstanden werden. Die Entführung von Rottmann ist aus dieser Perspektive ein Theaterstück innerhalb der Film-DDR, in dem die Teenager Widerstand proben können. Deshalb mussten die Darsteller laut Regisseur Dresen unter 20 Jahre alt sein und eine „gewisse Kindlichkeit und Naivität besitzen“, denn sobald „die Figur ein Stück zu wenig naiv ist, nimmt man ihr die Sache sehr übel“ (KJK). Obwohl der Terror lediglich in dieser „märchenhaften Form“ besteht – „a revolution on a small scale“ (McGee 2006) – kann man sich als Zuschauer die gleiche Frage wie Dresen stellen: „Was hätte man in der DDR tun können gegen den Staat, welche Aktionen wären denkbar, welche Grenzüberschreitungen nötig gewesen?“ Organisationen wie die RAF oder die „Bewegung 2. Juni“ wären „wohl kaum denkbar gewesen. Aber das mal durchzuspielen, hat mich gereizt“ (Neues Deutschland).
Ästhetik und Gestaltung
Die Filmemacher lassen die DDR der späten 1970er mit viel Liebe zum Detail wiederauferstehen. Die Wohnungen sind einfach und altmodisch, aber behaglich eingerichtet. Ausgebleichte Plastikfurniere (Kino.de), grüne Couchgarnituren sowie senfgelbe Tapeten und Vorhänge dominieren die Innenausstattung (Szenenbild: Susanna Hopf). Durch filmische Mittel werden Kontraste herausgearbeitet: Annas Ledermantel beißt sich mit den blauen FDJ-Kitteln am ersten Schultag, Randys bemalter Band-Bus stört mit lautem Gehupe die traute Aufgeräumtheit des Schulgeländes. Kameraführung und Schnitt sind teilweise schnell und abrupt, was die Geschwindigkeit verdeutlicht, in der die Ereignisse aus dem Ruder laufen (Kamera: Andreas Höfer; Schnitt: Rita Reinhardt). Die Musik von Jürgen Ehle und Kulle Dziuk – Mitglieder der DDR-Rockband Pankow – untermalt die Szenerie mit vielseitigen und teilweise schrägen Klängen, vom zentralen Musikstück „Als ich wie ein Vogel war“ (Renft) über „Smoke on the Water“ (Deep Purple) bis zu „Ich hab für dich nen Blumentopf“ (Comedian Harmonists).
Authentizität
Strategien der Authentizitätskonstruktion
Das Lebensgefühl der 1970er wird in Raus aus der Haut durch Anspielungen und Requisiten heraufbeschworen, die „selbst Wessis entschlüsseln“ können (Kino.de). Die Jugendlichen tragen Jeansjacken, Schlaghosen und Bandanas, um ihre Mähnen zu bändigen – auch Marcus’ Mutter hat dank Trockenhaube die Haare schön. Man liest Neues Deutschland und heimlich unter der Schulbank den Spiegel, hängt sich Balaton-Poster an die Wand und hat den FDGB-Urlaub auf Usedom mit Nacktbaden verbracht. Die Schule ist mit modernster Technik in Form eines Epilux-Bildwerfers ausgestattet, der Schulstoff steht an der Tafel („Merkmale des Kapitalismus“) und die Wandzeitung ist überschrieben mit „Dem Sozialismus gehört die Zukunft“. Nach dem Bodenturnen gibt es Milchreis, zur Schulspeisung bringen die Jugendlichen ihr eigenes Besteck mit. Daheim ernährt man sich von Konserven aller Art, besonders beliebt: Tomatensuppe mit Makkaroni wie aus der DDR-Schulküche. Zu besonderen Anlässen werden Alpenveilchen verschenkt – im leeren Blumenladen gibt es nämlich keine Rosen, man sei ja schließlich kein Intershop. Original-Einblendungen der Aktuellen Kamera aus dem September 1977 zur Schleyer-Entführung vermitteln ebenfalls den Eindruck historischer Faktizität. Regisseur Andreas Dresen: „Ich sichtete die ganzen Materialien vom September/Oktober 1977; sowohl Ost wie West und auch das, was noch an Fernsehsendungen zur Verfügung stand“ (KJK). Das Zeitgefühl jedoch habe er nicht recherchieren müssen, denn daran habe er sich gut erinnern können. Damit sich seine jugendlichen Hauptdarsteller ebenfalls in die Zeit einfühlen konnten, habe er ihnen Musik-Kassetten vorgespielt und Nachrichten gezeigt. Damit alles „möglichst genau und wahrhaftig“ sei, habe er bewusst Schauspieler aus dem Osten besetzt. Diese brächten eine „ganz andere Erfahrungswelt“ mit – und man müsse ihnen nicht erst erklären, „was ein Fahnenappell ist“ (Pressemappe). Dresen findet klare Worte für den Wahrheitsgehalt seines Films: „Diese Geschichte hat nicht stattgefunden, aber sie ist wahr. Wie jedes Märchen auch einen wahrhaftigen Kern besitzt“. Die DEFA-Stiftung bescheinigt Dresens Filmen ganz generell Wahrhaftigkeit, sie stellten „nicht Hochglanz-Romantik, sondern soziale Wirklichkeit“ dar: „Dabei reflektiert er gekonnt die sozialen und politischen Befindlichkeiten der Zeit, zeigt Scharfblick für die vorgefundenen Realitäten.“ (DEFA-Stiftung)
Rezeption
Reichweite
Raus aus der Haut wurde im Rahmen der ARD-Reihe „Wilde Herzen“ erstmals am 24. September 1997 um 20.15 Uhr ausgestrahlt. Die TV-Premiere fiel mit dem 20. Jubiläum des Deutschen Herbstes zusammen. Andreas Dresen übernahm die Regie hauptsächlich wegen des Sendeplatzes und der damit verbundenen Aussicht auf ein Millionenpublikum: „Ich hoffe sehr, dass es uns diesmal gelingt, eine breitere Öffentlichkeit zu interessieren“ (Pressemappe). Um den Film massentauglicher zu machen, habe er die politische Dimension „versteckt“, „sie schummelt sich sozusagen hinter die äußere Geschichte“. Der Film sollte hauptsächlich leicht anzusehen, spannend und bewegend sein. Insofern sei diese Produktion seine „äußerlich kommerziellste“. Heute ist der Film auf DVD erhältlich. Produziert wurde die DVD-Version vom Kinder- und Jugendzentrum Deutschland (KJF), gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die Landesmediendienste Bayern bieten sie zum Verleih an.
Rezensionen
Die Reaktionen der Presse auf Raus aus der Haut fielen positiv aus. Der Film profitiert heute noch von zahlreichen Erwähnungen in Biografien von Matthias Schweighöfer. Dresen gab dem damals Sechzehnjährigen seine erste Filmrolle. Auf Youtube existiert sogar ein Zusammenschnitt der Schweighöfer-Szenen. Die meisten Medien bescheinigten dem Film „große Detailtreue“ (Der Spiegel) „in der Milieuzeichnung und im historischen Ambiente“ (Peter Hoff, Neues Deutschland) sowie „atmosphärische Qualität, mit der jedes muffige Detail liebevoll ausgeleuchtet wird“ (Kino.de). Es handele sich um eine „sorgsam inszenierte“ (Prisma), „stilechte Ost-Posse“ (Kino.de), ein „originelles Märchen einer DDR-Revolte“, anrührend und intelligent (TV Spielfilm, zitiert nach tittelbach.tv), sanft und persönlich (Barbara Sichtermann, Die Zeit) – kurzum: „sehr, sehr hübsch, angenehm wehmütig. Ein humanistischer, auch humorvoller Film, der […] niemandem wehtut und sehr, sehr liebevoll ausgestattet ist“ (Detlef Kuhlbrodt, taz). Ja, sogar Wessis hätten sich bei der Berlinale von der Heiterkeit anstecken lassen (Kino.de). Selbst wer den Film eigentlich „gräßlich finden wollte“, wie Michael Rutschky, fand ihn dann doch „ausgesprochen hübsch“: „Hätte die DDR 1989 ihren dritten Weg gefunden, mit solchen Filmen wäre sie auf der Berlinale 1998 vertreten gewesen“ (taz).
Das kollektive Lob schließt die politische Dimension des Films ein: Raus aus der Haut verzichte auf Klischees, überzeichne und „denunziere“ die Gesellschaft nicht – im Gegenteil, durch „differenzierte Rollenauffassungen“ schaffe der Film „sehr reizvolle Halbtöne“, es gebe „keine brutalen Tyrannen und keine Widerständler“ (Neues Deutschland). Die „Widersprüche des Lebens“ seien in die Konzeption mit eingegangen (Thomas Koebner, Funk-Korrespondenz), die wunderbar skurrile Geschichte bekomme „plötzlich viele Böden“ und keiner davon sei aufgesetzt (Kerstin Decker, Tagesspiegel) (beide zitiert nach Torsten Schulz). Dabei seien alle Figuren, „wie in DDR-Filmen üblich, sympathisch und haben auch menschlich viel dazugelernt“ (Detlef Kuhlbrodt, taz). Zudem entlarve der Film pointiert „Kleingeisterei und Borniertheit“ als „(gesamt-)deutsche Eigenschaften, die in beiden Erziehungssystemen schon immer hoch angesehen waren“ (Filmdienst). Allerdings sei der „Schlingerkurs zwischen den Genres“ teilweise etwas kurzatmig (Kino.de), der Film schlage auch „einige unfreiwillige Kapriolen“ (Filmdienst) und streife „manchmal haarscharf die Klamotte“ (Kino.de). Der Handlungsplot sei schon sehr „abenteuerlich“ (Der Spiegel), die Geschichte eine absurde „Kopfgeburt der Autoren“ – der man aber dennoch „uneingeschränkt“ folgen könne (tittelbach.tv). „Alles Groteske, Übertriebene“ gehe „auf das Konto der Geschichte und ihrer gelungenen Pointe“ (Ralf Schüler, Berliner Zeitung, zitiert nach Torsten Schulz). Als Zuschauer müsse man „zugleich lachen, klatschen und den Atem anhalten“ (Die Zeit). Eine Kritik, die nicht sofort wieder relativiert wird, stammt von Detlef Kuhlbrodt (taz): Er vermisse die Wörter „urst“ und „das fetzt ja“. Außerdem hätten Jungs und Mädchen in der Wirklichkeit nicht zusammen Sportunterricht gehabt.
Auszeichnungen
Raus aus der Haut erhielt 1998 den Hauptpreis „Fliegender Ochse“ auf dem Filmkunstfest Schwerin. Außerdem verlieh die Jury beim Internationalen Kinder- und Jugend-Filmfestival Frankfurt am Main 1998 dem Film den „Lucas“: Raus aus der Haut sei eine Geschichte, die „locker und unverkrampft […] Kinder und Jugendlichen jüngste deutsche Vergangenheit näherbringt“ (Pressemappe).
Wissenschaftliche Aufarbeitung
In englischer Fachliteratur zu Nachkriegsdeutschland finden sich Bezüge zu Raus aus der Haut, so zum Beispiel im Buch „Post-Wall German Cinema and National History“ von Mary-Elizabeth O’Brien (2012), die zunächst Gründe für Jugendopposition in der DDR nennt („the lack of free speech and free movement“, S. 211) und anschließend Nischen mit Hilfe des Films und seiner Figuren beleuchtet.
Laura G. McGee (2006) hat sich in einem Aufsatz mit den Frühwerken von Andreas Dresen beschäftigt. Sie empfiehlt den Film als Unterrichtsmaterial, da er sowohl Opfer als auch Täter des DDR-Systems differenziert darstelle. Es gebe keine klare Täter-Opfer-Struktur, vielmehr wandelten sich die Rollen der Beteiligten – Rottmann wird vom linientreuen Funktionär zum menschlichen Wesen, die Jugendlichen werden von System-Opfern zu Tätern und fühlen sich in dieser Rolle zunehmend unwohl. „It will never be the same for Marcus and Anna who are much less likely now to see the world in clear blacks and whites, but rather to appreciate the gradations in between that represent human character and motivation“ (S. 123). Hester Baer und Lutz Koepnick (1998) haben Raus aus der Haut mit Blick auf Jugendkultur und Terrorismus im deutschen Film untersucht. Sie betonen besonders die Parallelisierung der beiden Entführungen in Ost und West, die für eine gewisse Gleichheit der beiden deutschen Staaten stehe.
Erinnerungsdiskurs
In Raus aus der Haut lassen sich drei narrative Bedeutungsmuster identifizieren, die auch in anderen filmischen DDR-Aufarbeitungen verwendet werden. Besonders deutlich wird die Diskreditierung der Bundesrepublik. Die Vorstellung eines Deutschen Herbstes in der DDR ist so absurd, dass die Funktionäre die Entführungsgeschichte ihres Genossen Rottmann sofort als „Räuberpistole“ abtun. Man hält sich „viel darauf zu zugute, dass es niemals zu Terroranschlägen wie im kapitalistischen Gegenstück“ kommt (Neues Deutschland). Rottmann macht den verderblichen Einfluss aus dem Westen für den Oppositionsgeist der Jugendlichen verantwortlich: „Wahrscheinlich hat euch die RAF mit ihren kleinbürgerlichen Revoluzzeraktionen völlig den Kopf verdreht.“
Das zweite Bedeutungsmuster ist die Täter-Opfer-Struktur, die in Raus aus der Haut aber aufgebrochen wird: Die jugendlichen Opfer des Systems schlüpfen in die Rolle der Täter und kidnappen den Funktionär, der ihnen plötzlich ausgeliefert ist. Vor allem Rottmann wird zu einer komplexen Figur. Die Jugendlichen wiederum entdecken die Grenzen ihrer Rebellion sowie das Menschliche hinter dem Apparat und werden erwachsen. Leben ist kompliziert. Individuen lassen sich nicht so einfach „in Schuldige und Unschuldige, Täter und Opfer“ einteilen, wie es laut Regisseur Dresen im öffentlichen Diskurs über die deutsche Vergangenheit häufig getan wird – wirklich interessant seien die Grautöne dazwischen (Pressemappe). Das letzte Bedeutungsmuster wird in Raus aus der Haut lediglich angerissen: Republikflucht ist weder für Rottmann noch für die Jugendlichen eine Option: „Wollen wir abhauen?“ (Anna) „Wohin denn? In den Spreewald? Ins Fichtelgebirge?“
Als Erinnerungsort lässt sich Raus aus der Haut sowohl im Diktatur- als auch im Arrangement- und im Fortschrittsgedächtnis verorten. Die Zukunft der Jugendlichen ist an ideologische Vorgaben und gesellschaftliche Erfordernisse gebunden. Der Musiker wird von der Kulturpolitik bevormundet, die kleinen Vergehen der Schüler werden mit Entzug der Studienerlaubnis geahndet. Und nicht zuletzt wird der glühende Sozialist entlassen und diffamiert – weil er sich verliebt hat. Private Schicksale werden vom Staatsapparat überrollt, am Ende stehen alle Beteiligten als Verlierer da. Raus aus der Haut zeigt aber auch, wie man sich mit solchen Verhältnissen arrangieren kann: Die Jugendlichen erobern Nischen wie die Rock-Szene, wo sie ihre Energie ausleben können. Die Älteren wie Direktor Rottmann fühlen sich in den 1970ern noch den sozialistischen Idealen sowie dem antifaschistischen Gesellschaftsbild verpflichtet. Die Jüngeren hingegen sind bereits an soziale Sicherheit und Frieden gewöhnt – und fühlen sich von Vater Staat nicht mehr beschützt, sondern bevormundet. Das macht einen ständigen Spagat zwischen Rebellion und Anpassung nötig. Die Parallelisierung der beiden Entführungsszenarien in Ost und West zahlt schließlich auf das Konto des Fortschrittsgedächtnisses ein. Die gesellschaftliche Situation ist in beiden deutschen Staaten veränderungswürdig. Es geht um „überlebensgroße Ziele – Errettung der Welt, Sozialismus“ (Die Zeit), das „urdeutsche Sehnen nach Ruhe und Ordnung“ (Kino.de) und den Umgang mit Terroristen („kann sich dieser Staat ebenso wenig erlauben wie jeder andere“, Rottmann) – kurzum: um „Vertrautes, Allzuvertrautes, made in Gesamt-Germany“ (Kino.de). Insofern ist der Film „wie ein Blick ins Spiegelkabinett. Man erschrickt über den Widerschein, der zum Lachen reizt, selbst wenn er zum Davonlaufen ist“ (Kino.de). Raus aus der Haut macht auch verständlich, „warum es gerade jungen Leuten seinerzeit so schwerfiel, dieses Deutschland, ob rechts, ob links der Elbe, zu lieben. Und vielleicht noch immer schwerfällt“ (Peter Hoff, Neues Deutschland). Der Film spielt gedanklich mit Widerstand und Terror und lädt damit zu Auseinandersetzungen jenseits des sozialen Konsenses ein. Regisseur Dresen: „Das finde ich aber nicht so schlimm, wenn Reibung entsteht. Wenn alle sich immer einig sind, worüber reden wir dann?“ (Neues Deutschland) Um nicht „im Elend der Anpassung zu enden“, und das ist die Botschaft des Films, muss man eben in West wie Ost „was riskieren, und sei’s der Gesetzesbruch. Das Glück will erobert werden“ (Die Zeit). Dresen wollte mit seinem Film zeigen, „dass Verhältnisse von Menschen gemacht sind, dass man sie nie für unveränderbar halten sollte“ (Die Zeit).
Empfehlung
Empfehlung der Autorin
Amüsanter Rollentausch von Tätern und Opfern: An diesem kurzweiligen Film überzeugt besonders die Vielseitigkeit der jugendlichen Lebenswelten und die Figurenzeichnung. Der Blick hinter die Fassade des Funktionärs offenbart Erstaunliches: Er liebt, leidet und zweifelt wie jeder andere. Der Film spielt außerdem mit der Vorstellung eines Deutschen Herbstes in der DDR – regt also nicht nur zum Schmunzeln, sondern auch zum Nachdenken an. Doch der Zuschauer sei gewarnt: So beschwingt die Teenager-Romanze beginnt, so schnell wandelt sie sich auch zum Drama mit tragischem Ende.
Literatur
Hester Baer, Lutz Koepnick: Raus aus der Haut: Division and Identity in Current German Cinema. In: GDR Bulletin 25. Jg. (1998), S. 45-51
Mary-Elizabeth O’Brien: Post-Wall German Cinema and National History. Utopianism and Dissent. Rochester, New York: Camden House 2012
Laura G. McGee: Teaching Andreas Dresen. In: German as a foreign Language Nr. 3/2006, S. 114-130
Empfohlene Zitierweise