Ronald Zehrfeld

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JCS derivative work: César, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons

Ronald Zehrfeld wurde 1977 in Berlin geboren. Seine Eltern arbeiteten bei der DDR-Fluggesellschaft Interflug. Er gilt als einer der besten deutschen Schauspieler seiner Generation (Munzinger).

Kindheit und Jugend

In seiner Kindheit war Zehrfeld als Judoka an einer Kinder- und Jugendsportschule (rbb Inforadio) und gewann elf Jahren schon die Jugendmeisterschaft. Olympia schien war zum Greifen nahe. Mit der Wiedervereinigung endete dieser Traum (Goldene Kamera). Seine Kindheit in der DDR beschreibt Zehrfeld 2012 Interview mit der FAZ so: „Ich bin in einem sehr offenen Elternhaus in Berlin-Schöneweide aufgewachsen. Bei uns liefen sowohl ‚Aktuelle Kamera‘ als auch ‚Tagesschau‘. Vieles konnte ich erst später reflektieren. Ich hatte, auch durch meinen Sport, einen eher blauäugigen, naiven, stolzen Blick auf dieses Land, aber ich merkte, dass bei den Erwachsenen andere Spannungen da waren, die ich noch nicht verstehen konnte. Sehr gern erinnere ich mich an die Ruhe und die Zeit, die man damals hatte. Das vermisse ich heute, wo jeder versucht, hektisch zu funktionieren.“

Zehrfelds Schauspielkarriere

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X Verleih AG

Ronald Zehrfeld in Der Rote Kakadu (2006)

Ursprünglich hatte Zehrfeld die Schauspielerei gar nicht auf dem Plan: Zunächst studiert er Germanistik, Literatur und Sprach- sowie Politikwissenschaft. Bei einem Theaterworkshop findet er jedoch Gefallen an der Schauspielerei und startet schließlich eine Ausbildung an der Schauspielschule „Ernst Busch“. Dort entdeckt ihn Peter Zadek und holt ihn zum Deutschen Theater (taz).

2006 gibt Zehrfeld in Der Rote Kakadu von Dominik Graf sein Kinodebüt. In diesem Film spielt er „Wolle“, den Ehemann einer jungen Lyrikerin, die Gedichte schreibt, die in der DDR nicht gedruckt werden. Sie hören Westmusik im Nachtclub „Roter Kakadu“ und stehen unter Stasi-Beobachtung. 2010 gewinnt er mit dem TV-Mehrteiler Im Angesicht des Verbechens, ebenfalls von Dominik Graf, die Auszeichnung „Besondere Leistung Fiktion“ (Das Erste).

Zehrfeld und die „DDR im Film“

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Foto: Hans Fromm, ©Schramm Film

Ronald Zehrfeld in Barbara (2012)

Einen Karriere-Höhepunkt erlebt Zehrfeld mit dem Spielfilm Barbara (2012) von Christian Petzold, der mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde. Hier spielt er einen Arzt und (vermeintlichen) Stasi-Spitzel, der die Fluchtpläne seiner Kollegin bedroht. Im Interview mit der FAZ  erklärt er, was ihn an Barbara so fasziniert hat: „Dass es nicht um die üblichen Klischees ging: graue DDR, Stasi, allen ging es schlecht. Im Osten wurde ja genauso gelebt, geliebt, gelacht, gefeiert, und dass dieses Buch sich mit den Biographien beschäftigt, wie Menschen miteinander umgehen in so einem System, fand ich genauso reizvoll wie die leise Machart.“

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ZDF/Julie Vrabelova

Ronald Zehrfeld in Walpurgisnacht (2019)

Ebenfalls in der DDR spielt der Film Wir wollten aufs Meer (2012). Hier ist Zehrfeld ein Werft-Vorarbeiter, der am Ende seine Freunde an die Stasi verraten muss. In der Serie Weissensee hingegen übernimmt er die Rolle eines charismatischen Pfarrers, der sich 1986 in der oppositionellen Bewegung der DDR engagiert. 2018 spielt er in Das schweigende Klassenzimmer den Vater vom Schüler Theo. Dieser hält mit seinen Klassenkameraden gemeinsam eine Schweigeminute für die Opfer eines niedergeschlagenen Aufstands in Ungarn ab. Daraufhin werden alle zu Staatsfeinden erklärt. Im Interview mit der emotion sagte Zehrfeld: „Zu meinem Erschrecken [wusste ich] gar nichts, erst als Lars Kraume mich gefragt hat, ob ich den Vater spielen will. Das Buch hat mich sofort gepackt, und ich war überrascht, dass die Geschichte keine Fiktion war und man sie einfach unter den Teppich gekehrt hat.“ Im Gespräch mit dem RBB Inforadio wünschte er sich, dass das Ost-West-Schubladendenken aufhört. „Stattdessen sollten die Menschen lieber offen mit Fragen aufeinander gehen“, so Zehrfeld.

Empfohlene Zitierweise

Ronald Zehrfeld. In: Daria Gordeeva, Michael Meyen (Hrsg.): DDR im Film 2023, https://ddr-im-film.de/index.php/de/akteur/zehrfeld